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Kassetten – fehlt nur noch ein Bleistift zum Lifehack.

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Vermutlich haben Sie ihn auch schon gesehen. Einen Post von der Sorte: "Nenne etwas aus deiner Jugend, das die heutige Jugend nicht mehr versteht." Gerne wird unter solche Aufforderungen in sozialen Medien ein Bild einer Kassette mit einem Stift gepostet. Ein einfaches Bild, um den Unterschied zwischen den Generationen, was den technischen Fortschritt betrifft, zu verdeutlichen.

Ein anderer ist mir aufgefallen, als mich ein Gen-Xler fragte, was ein Lifehack ist. Ich hatte das Wort in einem Text verwendet und wäre gar nicht auf die Idee gekommen, es zu erklären, weil es unter uns Millennials, also der ersten Youtube-Tutorial-Generation, so weit verbreitet ist. Wenn man einen Faserstift benutzt, um den Kabelsalat einer Musikkassette wieder in Ordnung zu bringen, ist das ein Lifehack. Man benutzt etwas anders, als es vorgesehen war, um bei einem alltäglichen Problem Abhilfe zu schaffen.

Kreativ, aber unpraktisch

Mit Lifehacks sind aber nicht immer nur gute oder effiziente Lösungen gemeint. Manchmal sind sie kreativ, aber unpraktisch, dafür Instagram-kompatibel. Wie man aus Zement, Wasser und einem kleinen Handtuch einen Blumentopf bastelt, zum Beispiel. Auch auf Tiktok, dem präferierten Medium der nachfolgenden Generation, sind Tutorials allgegenwärtig. Weil es bereits zu jedem erdenklichen Thema Tipps gibt, produzieren emsige Contentkreatorinnen aber Videos, die teilweise an Sinnlosigkeit nicht zu überbieten sind: Komplizierte "Lösungen", um einfachste Tätigkeiten – wie zum Beispiel ein Milchpackerl zu öffnen – zu bewerkstelligen.

TikTok Stars

Ein italienischer Tiktoker, der 21-jährige Khaby Lame, hat nun das satirische Potenzial dieses Lifehackismus erkannt und macht sich in seinen Videos darüber lustig. Das findet so viel Anklang, dass sein Account, den er 2020 startete, nun mit rund 84 Millionen Followern der zweitgrößte Tiktok-Account weltweit ist. Aber auch mit Lames persönlicher Geschichte können die Jungen auf Tiktok etwas anfangen. Denn der Anti-Influencer sengalesischer Herkunft, der fast sein ganzes Leben in Italien verbrachte und trotzdem nicht Staatsbürger ist, seinen Job durch die Corona-Krise verlor und wieder bei seinen Eltern einziehen musste, hat wie viele Junge andere Sorgen als Blumentöpfe. (Amira Ben Saoud, 6.7.2021)