Die Corona-Krise sorgte weltweit für einen zumindest kurzfristig verringerten Kohlendioxidausstoß. Für eine langfristige Reduktion der Emissionen zum Einhalten der Klimaziele werden jedoch weiterhin viele politische und gesellschaftliche Maßnahmen nötig sein.

Eine mögliche Stellschraube ist der private und öffentliche Verkehr. Die Verkehrspolitik bewegt sich dabei zwischen Verboten und Anreizen. In London wird durch eine Citymaut versucht, den Autoverkehr zu reduzieren. Paris will ab 2024 Dieselfahrzeuge aus der Stadt verbannen. In Luxemburg ist seit 1. März 2020 der gesamte öffentliche Verkehr kostenlos.

Florian Teurezbacher geht es um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen.
Foto: IMC FH Krems

Ob Anreize oder Verbote besser geeignet sind, den CO2-Ausstoß zu verringern, und welche der Maßnahmen wirtschaftlich günstiger sind, will Florian Teurezbacher in seiner Dissertation ergründen. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der IMC FH Krems und vergleicht als Ausgangsmodelle ein Dieselfahrverbot in Wien mit dem geplanten 1-2-3-Ticket der ÖBB. Im Rahmen des Forschungsprojekts MRIOst (Multi-Regionales Input-Output-Modell für die Ostregion) untersucht er die Auswirkungen der Maßnahmen in Ostösterreich. "Mir ist es wichtig, nicht nur die ökonomischen, sondern auch die ökologischen Effekte herauszustreichen", sagt Teurezbacher. So soll berechnet werden, wie viele Tonnen CO2 die beiden Regelungen jeweils einsparen würden.

Kreislauf abbilden

Vor allem geht es aber um die volkswirtschaftlichen Auswirkungen wie die Wertschöpfung in der Region und das BIP. Zusätzlich zu den allgemeinen öffentlichen Kosten oder Einsparungen fokussiert sich Teurezbacher auf einzelne Branchen. Ein Dieselfahrverbot könnte etwa dazu führen, dass mehr Autos mit anderen Antrieben verkauft werden und Autohändler davon profitieren.

Andere Menschen könnten ein Verbot als Anlass nehmen, ihr Auto ganz zu verkaufen und auf öffentlichen Verkehr und Fahrrad umzusteigen, also ähnlich, wie das beim 1-2-3-Ticket zu erwarten wäre. Autohändler, die in kleinen Orten oft bedeutende Wirtschaftsfaktoren darstellen, müssten dann Mitarbeiter entlassen. Während die Kaufkraft dieser Menschen in der Gemeinschaft fehlen würde, könnten andere ihr für das Auto gespartes Geld beim Bäcker oder im Gasthaus ausgeben.

All diese ineinandergreifenden Rädchen des Kreislaufs versucht der 29-Jährige in seinem Modell abzubilden. Die Daten kommen großteils von der Statistik Austria. "Man kann sich das vorstellen wie eine Hundertschaft an Tabellen und Gleichungen, die man miteinander verknüpft und ausbalanciert", sagt Teurezbacher.

Das Projekt wurde beim Science Call 2019 zur Dissertationsförderung durch die niederösterreichische Forschungs- und Bildungsgesellschaft ausgewählt. Nach zwei Bachelor- und zwei Masterarbeiten in Volkswirtschaft und Politikwissenschaft hat sich der Oberösterreicher aus Weyer aber noch nicht entschieden, ob er nach der Dissertation weiterhin in der Forschung bleiben oder in die Industrie wechseln möchte. Dem Hobby Fußball bleibt er auf jeden Fall noch länger erhalten. Schon jetzt beschäftigt er sich in allen Facetten damit: als Spieler, Nachwuchstrainer und Funktionär. (Markus Plank, 11.7.2021)