Federico Chiesa sah die Lücke ...

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... und schlenzte perfekt ins Eck.

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Er kam in der 62. Minute und traf in der 80. zum Ausgleich: Alvaro Morata.

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Die Entscheidung im Elferschießen: Gianluigi Donnarumma parierte gegen Morata.

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Am Ende jubelten die Italiener.

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London – Die nüchterne Version: Italien steht im Finale der Fußball-Europameisterschaft. Die ehrliche Version: Italien hat vor 57.800 Zuschauern im Wembley-Stadion ein Hochamt des Fußballs gegen Spanien nach einem 1:1 nach 120 herrlich packenden Minuten mit 4:2 im Elfmeterschießen für sich entschieden.

Schon bei der spanischen Aufstellung gab es eine Überraschung. Luis Enrique verzichtete auf einen echten Stürmer, statt Álvaro Morata spielte Mikel Oyarzabal, Dani Olmo ersetzte den verletzten Pablo Sarabia. Bei Italien trat Emerson Palmieri in die übergroßen Fußstapfen des verletzten Leonardo Spinazzola.

Furia Roja mit besserem Start

Nach fünf Minuten konnte die Furia Roja ihr Ballbesitzspiel aufziehen, Minute 13 lieferte die erste Großchance: Pedri spielte einen genialen, aber etwas unpräzisen Lochpass auf Oyarzabal, der konnte den Ball am Elferpunkt nicht kontrollieren. Italien sportelte eher passiv, trat in der 21. Minute offensiv in Erscheinung: Emerson erlief einen Steilpass am Strafraumeck vor Unai Simón und leitete die Kugel an Nicolò Barella weiter. Der Goalie war aus dem Tor, Barella machte aber einen Haken und wurde abmontiert.

Die Partie nahm Fahrt auf. Olmo kam mit Ballglück vom Elferpunkt zum Schuss, Gianluigi Donnarumma war absurd schnell unten und parierte (26.). Italien zeigte sein herrliches Kombinationsspiel nur in Spurenelementen.

Klasse Partie

Oyarzabal schloss einen wunderbaren spanischen Angriff etwa in den vierten Rang ab (39.). Mit dem Pausenpfiff gelang Italien der erste Torschuss, Emerson setzte ihn aus spitzem Winkel ans Lattenkreuz. Halbzeit zwei begann mit einem verhungertem Heber-Versuch von Ciro Immobile aus 20 Metern. Minute 50: Giovanni di Lorenzo klärt Olmos Hereingabe unter akuter Eigentorgefahr erstklassig. Das Spiel wuchs sich ins Fantastische aus. Sergio Busquets schoss vom Sechzehner knapp drüber, Chiesa aus zwölf Metern in Simóns Hände.

Die Squadra Azzurra wollte im Konter zubeißen, die Roja jederzeit und überall. Blau schmeckte zuerst Blut: Donnarumma leitete den Blitz-Angriff ein, Pass, Sprint, Steilpass, Grätsche – genau vor Federico Chiesas Goldfüße. Der Juve-Profi richtete sich den Ball her und schlenzte ihn aus 14 Metern butterweich ins lange Eck (60.).

Enrique brachte Morata statt Ferran Torres. Minute 65: Koke schupft eine Traumflanke in Oyarzabals Lauf, der vergeigt den Kopfball. Olmo reißt ein weiterer Schuss ab (67.). Ein Halbfinale wie ein Kunstwerk. Der eingewechselte Domenico Berardi tauchte allein vor Simón auf, der verhinderte ein Gurkerl.

Ausgerechnet Morata

Berardi vergab danach noch eine Chance zur Entscheidung, die Strafe kam sofort. Nach einem simplen Doppelpass mit Olmo verlud Morata Donnarumma – 1:1 (80.), Preisklasse "verdient". Spanien hatte nicht genug, ein Busquets-Kopfball wurde fast zur Vorlage für Laporte (83.). Also Verlängerung, für Spanien die dritte in Serie.

Minute 98: Donnarumma lässt eine scharfe Freistoß-Hereingabe abprallen, Chiellini blockt den Nachschuss. Italien fand nur mehr den Rückwärtsgang. Minute 102: Moreno schickte eine glühheiße Fackel in den Strafraum, Donnarumma faustet sie mit Mühe vor Morata weg.

Nach der Pause erwachte Italien. Federico Bernardeschi murkste einen Konter mit der Ferse ab (108.). Berardi vergab eine Chance (110.), Berardi traf das Tor – aber aus Abseitsposition (110.). Bei Spanien rackerte insbesondere der unermüdliche Olmo heroisch. Bei einem potenziellen Elferfoul zeigten sowohl der sonst ausgezeichnete Schiedsrichter Felix Brych als auch der VAR nur Desinteresse.

Elfern

Es half alles nichts. Elferschießen: Simón pariert Locatellis Versuch, Olmo schießt drüber, Belotti trifft, Moreno trifft, Bonucci trifft, Thiago trifft, Bernardeschi trifft, Donnarumma pariert Moratas schwachen Elfer – und Jorginho schießt Italien ins Finale. Dort fordert die Squadra am Sonntag England oder Dänemark. (Martin Schauhuber, 6.7.2021)

Fußball-EM – Halbfinale:

Italien – Spanien 1:1 n. V. (1:1, 0:0). 4:2 i.E.
London, Wembley-Stadion, 57.800 Zuschauer, SR Brych/GER.

Tore:
1:0 (60.) Chiesa
1:1 (80.) Morata

Elfmeterschießen:

0:0 – Locatelli scheitert an Simon
0:0 – Olmo schießt drüber
1:0 – Belotti trifft
1:1 – Moreno trifft
2:1 – Bonucci trifft
2:2 – Thiago trifft
3:2 – Bernardeschi trifft
3:2 – Morata scheitert an Donnarumma
4:2 – Jorginho trifft

Italien: Donnarumma – Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Emerson (74. Toloi) – Barella (85. Locatelli), Jorginho, Verratti (74. Pessina) – Chiesa (107. Bernardeschi), Immobile (61. Berardi), Insigne (85. Belotti)

Spanien: Simon – Azpilicueta (85. M. Llorente), Garcia (109. P. Torres), Laporte, Alba – Koke (70. Rodri), Busquets (106. Thiago), Pedri – Ferran Torres (62. Morata), Oyarzabal (70. Moreno), Olmo

Gelbe Karten: Toloi, Bonucci bzw. Busquets