Tanken wurde im Juni wieder teurer, der Preis für Diesel stieg im Schnitt um 2,5 Cent pro Liter.

Finanzkommissiar Gentiloni.

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Brüssel – Die Aussichten für die heimische Wirtschaft haben sich wegen der Impffortschritte und positiven Signale aus dem Welthandel laut EU-Kommission wieder leicht gebessert. Sie hat ihre Prognose für 2021 erneut angehoben. Heuer rechnet die EU-Behörde mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,8 Prozent. In ihrer Frühlingsprognose war sie von einem Plus von 3,4 Prozent ausgegangen. Dennoch liegt Österreich zumindest heuer unter dem EU-Durchschnitt.

Im kommenden Jahr dürfte für Österreich der Aufschwung andauern: Für 2022 geht die EU-Kommission von 4,5 Prozent Wachstum aus, wie in der von der EU-Behörde am Mittwoch in Brüssel vorgestellten Sommerprognose festgehalten. Das ist mit einem Plus von 0,2 Prozentpunkten geringfügig mehr als noch im Frühling erwartet. Mit einem 4,5-Prozent-Wachstum liegt Österreich 2022 im EU- und Eurozonen-Durchschnitt.

Wifo und IHS optimistischer

Bei den jüngsten Konjunkturprognosen gaben sich die heimischen Institutionen IHS und Wifo zum Teil etwas optimistischer, der Tenor geht jedoch in die selbe Richtung, der STANDARD hat berichtet. Das IHS erwartet einen realen Anstieg des BIP um 3,4 und kommendes Jahr um 4,5 Prozent. Beim Wifo geht man schon heuer von vier bzw. fünf Prozent nächstes Jahr aus. Besonders die Industrie soll sich günstig entwickeln. Kommendes Jahr soll dann laut Prognose auch der Tourismus wieder voll anziehen. "Der Tourismus findet nach der langen krisenbedingten Durststrecke Stück für Stück zu seiner alten Stärke zurück", meinte die Österreichische Hoteliervereinigung.

Preisanstieg an der Zapfsäule

Tanken ist im Juni wieder teurer geworden. Der Preis für einen Liter Diesel stieg um 2,5 Cent auf 1,206 Euro. Ein Liter Super kostete durchschnittlich 1,274 Euro, um 1,7 Cent mehr als im Vormonat. Der Trend der steigenden Spritpreise habe sich damit auch im Juni fortgesetzt, schreibt der ÖAMTC in einer Aussendung am Mittwoch.

Ende Juni zahlte man an den teuersten Tankstellen Österreichs, beispielsweise an Autobahntankstellen, um sechs Cent je Liter Diesel bzw. sieben Cent je Liter Super mehr als noch zu Beginn des Monats, heißt es beim ÖAMTC. Der Mobilitätsclub empfiehlt Autofahrern, die in Österreich Urlaub machen, in den östlichen Bundesländern zu tanken, da es hier tendenziell günstiger sei als im Westen. All jene, die Urlaub im Ausland machen, sollten vor Reiseantritt in Österreich tanken, um die eigene Geldbörse zu schonen. Dies gelte vor allem für Italien- und Kroatien-Urlauber.

Höhere Verbraucherpreise

Generell haben die Verbraucherpreise im Juni angezogen, unter anderem wegen steigender Ölpreise. Nachdem die Inflation im Vorjahr 1,4 Prozent erreichte, werde es heuer zu einem Höchststand von 2,1 Prozent kommen, bevor sie 2022 auf 1,9 Prozent sinke, so die EU-Kommission. Der Grund für den Rückgang liege daran, dass die "Produktionsengpässe beseitigt werden und sich Angebot und Nachfrage angleichen".

Österreich liegt hier im Eurozonen- und EU-Durchschnitt. In der Eurozone wird laut EU-Behörde die Inflation heuer 1,9 Prozent und im kommenden Jahr 1,4 Prozent liegen. In der EU erreiche sie im Jahr 2021 2,2 Prozent, im Jahr 2022 dann 1,6 Prozent.

Temporärer Effekt

Das Gros der Ökonominnen und Ökonomen ist sich jedoch einig, dass es sich bei dem Preisanstieg nur um einen vorübergehenden Effekt handelt. Öl war vergangenes Jahr während des Beginns der Pandemie extrem billig. Mit Ausklingen des Ölpreis-Basiseffekts werde sich der Preisauftrieb wieder etwas verlangsamen, meinten die Ökonomen vom IHS.

Auch im günstigsten Szenario werde die Teuerung in den nächsten Jahren sehr wahrscheinlich klar unter den Niveaus bleiben, die die Preisstabilität in den 70er und 80er Jahren bedrohten, heißt es beispielsweise in der Europäischen Zentralbank (EZB).

Die EZB strebt als optimalen Wert für die Wirtschaft knapp unter zwei Prozent Teuerung an. Aus ihrer Sicht sind die aktuellen Preissteigerungsraten vor allem Folge der konjunkturellen Erholung nach Wegfall vieler Eindämmungsmaßnahmen und zudem nicht dauerhaft. (APA, and, 7.7.2021)