Geiger Gidon Kremer hat das Lockenhaus-Festival vor 40 Jahren gegründet.

Foto: imago images/Rainer Weisflog

Lockenhaus – Nun ist es also bald tatsächlich 40 Jahre her, dass der besondere deutsche Geiger Gidon Kremer im burgenländischen Lockenhaus, nahe der ungarischen Grenze, eine musikalische Oase schuf, mit der er einer Utopie nahekommen wollte. Das Kammermusikfestival war gedacht als Gegenentwurf zum hektischen Betrieb des globalen Konzertwesens, das Kremer als gefragter Solist nur allzu gut kannte.

Heute da, morgen dort, bald sehen wir einander vielleicht wieder in Tokio oder aber auch in New York – das ist mitunter das Motto des hektischen Starbetriebs. In Lockenhaus hingegen wollte man sehr produktiv zur Ruhe kommen, ausgiebig proben und recht spontan Werke ansetzen, um frisch vors Publikum zu treten.

Hier, wo auch erstmals Stücke von Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt oder Alfred Schnittke zu hören waren, ist Gidon Kremer nicht mehr Leiter des Festivals. Es hat vor einigen Jahren der Cellist Nicolas Altstaedt übernommen. Da aber dieser Sommer einer des Jubiläums ist, wird auch Kremer anreisen, um an dem einen oder anderen der 30 Konzerte teilzunehmen.

Große Gäste

Mit dabei sind auch seine Musikerfreunde der ersten Stunde wie Pianist Sir András Schiff und Komponist/Oboist Heinz Holliger. Der künstlerische Leiter Nicolas Altstaedt begrüßt unter anderem aber auch Geigerin Patricia Kopatchinskaja, den Pianisten Olli Mustonen oder auch den impulsiven britischen Startenor Ian Bostridge.

Geprobt und gespielt und überrascht wird unter dem Motto "Sinneserwachen". Damit sind wohl auch Bezüge zum langsam überwundenen Stillstand der Musikwelt (durch Corona) gemeint. Auch hier, wo Kremer einst mit dem Pfarrer der Nikolaus-Kirche, Josef Herowitsch, das Festival entwickelte, ist man wohl froh, dass die totale Ruhe endet und wieder etwas Hektik möglich ist. Aber natürlich nicht zu viel davon. Das Kammermusikfestival soll doch eine Art Gegenentwurf bleiben. (toš, 8.7.2021)