Corinna Harfouch liest im Südbahnhotel Hugo von Hofmannsthals "Elektra".

Foto: Matthias Horn

Florian Krumpöck hat sich in der Corona-Krise zu einem der kämpferischsten Kulturintendanten aufgeschwungen. Seine "Florestan"-Initiative zu dem vergangenen Betretungsverbot für Kultureinrichtungen beschäftigt noch den Verfassungsgerichtshof. Krumpöck selbst hat ab Freitag allerdings andere Sorgen – beziehungsweise Freuden.

Denn der von dem Pianisten und Dirigenten geleitete Kultursommer Semmering startet in die Saison, und Krumpöck ist dort auch auf der Bühne tatkräftig bei der Sache. So eröffnet er die neun Festivalwochen zusammen mit dem Wienerlied-Urgestein Roland Neuwirth, der Schuberts Winterreise sprachlich in die Mundart und inhaltlich ins Heute übersetzen wird. Insgesamt sollen rund 70 Veranstaltungen stattfinden, man rechnet mit 12.000 Besuchern.

Zugkräftige Namen

Erstaunlich ist das einerseits, weil das Festival im pittoresken Ambiente des Südbahnhotels schlank organisiert wird. Andererseits besticht es traditionell mit zugkräftigen Namen und versteht es, Leichtigkeit einerseits und künstlerischen Anspruch andererseits wohl zu dosieren.

Etwa wenn Senta Berger Alfred Polgar zu Gehör bringt (10., 11. 7.), Corinna Harfouch sich mit markanter Stimme durch Hugo von Hofmannsthal arbeitet (5. 8.) oder Karl Markovics (24. 7.), Gerti Drassl(25. 7.), Elisabeth Orth (8. 8.) und Friedrich von Thun (20 .8.) Texte von Stefan Zweig erwecken. Der hat kein Jubiläum, aber einen Schwerpunkt. Marie-Luise Stockinger und Michael Maertens erinnern indes an Lina Loos, eine Schillernde des Fin de Siècle (30. 7.).

Was noch? Maria Bill singt Piaf (17. 7.) und Weill (4. 9.), Heinz Marecek (6.–8. 8.) und Miguel Herz-Kestranek (15. 8.) geben Proben jüdischen Humors. Peter Weck, Erika Pluhar, Erwin Steinhauer, Caroline Peters, Ursula Strauss sind auch mit dabei. Wenn neun Wochen nur reichen! (wurm, 7.7.2021)