Den alten Zausel mit dem Zauberstab kennen wir doch. Otto Waalkes kommt als Catweazle im Lastenfahrrad zu uns ins Kino.

Foto: Tobis

Der Mensch hat laut James Brown einst das elektrische Licht erfunden, um uns aus der Dunkelheit zu führen. Im Mittelalter, das im Englischen gern als das dunkle Zeitalter bezeichnet wird, hätte man selbst mit einer simplen batteriebetriebenen Taschenlampe, die darüber entsetzten Mordgesellen ins Gesicht leuchtet, als Wunderwuzzi reüssieren können.

"Licht aus dem Nichts", genau das behauptet im Jahr 1020 der zerzauste und zerlumpte Zauberer Catweazle mit einem von einem leuchtenden Kristall gekrönten Zauberstab produzieren zu können. Leider klappt die Präsentation vor dem auf Burg Derwitte sitzenden, vollständig humorbefreiten Fürsten nicht so ganz. Catweazle soll deshalb als Scharlatan und Hexer auf dem realhistorisch gesehen vom 15. auf das 11. Jahrhundert vorverlegten Scheiterhaufen verbrannt werden. Er rettet sich mit einem Sturz von der Burgmauer, der als ungewollter Zeitsprung ins 21. Jahrhundert endet.

2020 zeigt sich Catweazle-Darsteller Otto Waalkes, der berühmteste Ostfriese der Welt und deutscher Humorkaiser und Jodelkönig der 1970er- und 1980er-Jahre ("Hollerehiti!"), nicht nur erwartungsgemäß von allerlei Zauberzeug wie dem elektrischen Licht, Fließwasser oder Fensterglas reichlich verstört. Aus seiner Sicht ist er in einer von Feuerdrachen beherrschten Parallelwelt gelandet. Wir nennen die Drachen Autos. Na ja.

KinoCheck

Auch das Drehbuch dieses Otto-Spätwerks Catweazle gibt sich nur wenig Mühe, der alten Originalvorlage halbwegs gerecht zu werden, beziehungsweise wird diese auch noch verflacht. Catweazle, die alte britische Fernsehserie aus den Jahren 1970 und 1971, lebte vor allem von seiner an Monty Python geschulten Titelfigur. Catweazle war nicht der liebe und aus der Zeit gefallene Öko-Hippie von 2020, sondern störrisch, verbiestert und grundsätzlich misstrauisch. Er kam als ungleich dreidimensionalere Figur in die Kinderwelt.

Unter der Regie von Sven Unterwaldt, mit dem Otto schon in den Nullerjahren als Gnom "Bubi" in den zwei 7 Zwerge-Kinofilmen zusammenarbeitete, geht es also erneut um das kindlich-naive neugierige Staunen. Angesichts einer Welt voller Wunder, die in den prägenden kindlichen Jahren ständig neue Überraschungen bereithält, ist dafür aber gar keine Zeitreise nötig.

Otto Waalkes gibt, wie so oft seit seinem ersten Otto-Film Mitte der 1980er-Jahre, wieder einmal den nun etwas sehr müde und einfallslos gewordenen Routinier. Der lebt von alten Zoten und hektischem, allerdings nun in Zeitlupe gehaltenem Herumgehoppel. Mit 72 Jahren fühlt sich Otto Waalkes, als Marke Otto jugendfrei und überraschungsarm für die Zielgruppe ab sechs Jahre, einfach nicht mehr stimmig an.

Eine Welt voller Wunder

Das magere Drehbuch um Catweazle sowie den zwölfjährigen Jetztzeitbewohner Benny (Julius Weckauf), dessen Vater (Henning Baum) sowie die sichtlich mit großer Freude in einem Kinderfilm schmierende Katja Riemann als böse Hexe Frau Dr. Metzler ergibt eines: Spätestens in der Weihnachtszeit sind eineinhalb Stunden nicht allzu aufregende Wartezeit im Free-TV-Programm am Nachmittag überbrückt. Dann läutet eh schon die Glocke vom Christkind. Schon wieder ein Wunder! (Christian Schachinger, 8.7.2021)