An Marketing für Schienengütertransporte mangelt es nicht. In der Praxis ist der Wettlauf gegen Lkw-Transporte gnadenlos.

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Wien – Die Verlängerung der Bewerbungsfrist im ÖBB-Güterverkehr hat für die Frauenquote nichts gebracht: Die Corona-bedingt doppelt unter Druck stehende ÖBB-Güterbahn Rail Cargo Austria (RCA) bleibt – mangels Bewerberinnen – auf Vorstandsebene ein Herrenklub und wird auch in den nächsten Jahren von einem Trio geleitet: Zu Clemens Först und Imre Kovács, deren Verträge verlängert werden, kommt nun Gottfried Eymer, zuletzt für die Cargo-Sparte der Deutschen Bahn in Frankreich. Mit Thomas Kargl ist damit der einzige Vertriebsmann im Vorstand weg.

Clemens Först bleibt an der Spitze des Vorstandstrios der ÖBB-Frachtsparte Rail Cargo Austria.
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Das neue Gesicht in der RCA-Führung ist Teil eines umfangreichen Personalpakets im ÖBB-Konzern, das am Mittwoch im Aufsichtsrat beschlossen wurde.

Neu in den ÖBB-Personenverkehr kommen soll Sandra Gott-Karlbauer, eine Siemensianerin, die unter der damaligen ÖBB-Präsidentin Brigitte Ederer vor drei Jahren in die ÖBB-Holding für Strategie engagiert wurde, ehe sie in die Geschäftsführung der Werkstättentochter Technische Services wechselte. Gott-Karlbauer gilt für den Vorstand der ÖBB-Personenverkehr als gesetzt. Die ÖBB wollte dazu nichts sagen, die Ausschreibung für den Posten von Michaela Huber erfolgt laut Aussendung Mitte Juli. Huber, deren Vertrag ausläuft, werden andere Funktionen im ÖBB-Konzern zugedacht. Weniger freundlich ausgedrückt wird Huber auf die zweite Ebene verwiesen.

Frauen für den Bahnausbau

In dem für den monströsen Bahnausbau zuständigen Teilkonzern ÖBB-Infrastruktur bekommen Frauen hingegen die Mehrheit: Die erst im Jänner bestellte Sektionschefin Judith Engel gibt ihren Posten beim ÖBB-Eigentümervertreter Verkehrsministerium wieder auf und wechselt in die (besser bezahlte) ÖBB, wo sie bereits früher gearbeitet hat. Frei wird für Engel der Posten von Franz Bauer, der in Pension geht. Silvia Angelo (ehemals Arbeiterkammer) und Johann Pluy bleiben unverändert in der Infra-Chefetage.

Von der Verkehrssektion direkt in die ÖBB: Judith Engel.
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An Arbeit für die neuen Vorstandsdirektoren fehlt es nicht: Corona hat den Schienenpersonenverkehr fast halbiert. Die Zahl der Fahrgäste ging um 39,2 Prozent auf 192,2 Millionen zurück, davon fuhren 162 Millionen mit der ÖBB. Die Zahl der Personenkilometer sank gar um 44,6 Prozent, weil der Fernverkehr teils lahmgelegt war, sagt Schienen-Control-Chefin Maria-Theresia Röhsler. Der Güterverkehr brach nicht so stark ein: Beförderte Güter und Verkehrsleistung (Tonnenkilometer) gingen um je sieben Prozent zurück. (Luise Ungerboeck, 8.7.2021)