Die Grube Messel, ein stillgelegter Ölschiefer-Tagebau im deutschen Bundesland Hessen, ist bekannt für beeindruckende paläontologische Funde. Schon zu Beginn des Abbaus von Ölschiefer, einem Gestein, das sich auf eher unrentable Weise teils in Rohöl oder Gas umwandeln lässt, im Jahr 1876 wurde ein Alligatorenskelett gefunden. Seitdem kamen hier allein mehr als 200 fossile Pflanzenarten zum Vorschein, außerdem etwa zahlreiche Wirbellose, Riesenschlangen und Schildkröten sowie mehr als 40 verschiedene Säugetier-Arten. Aufgrund der bemerkenswerten Funde ist die Grube seit 1995 Unesco-Weltnaturerbe.

Nun stößt zu den dort entdeckten Vögeln eine neue Art hinzu. Sie ist etwa so groß wie eine Kohlmeise und für die Wissenschafter des Senckenberg-Grabungsteams ein "Ausnahmefund", da es sich um eine bisher unbekannte Vogelart handelt.

Das dunkle Pigment Melanin liefert Hinweise auf das Gefiedermuster.
Foto: Senckenberg

Das Tier habe einen gestreiften Schwanz und einen kompakten, kurzen Schnabel. Insgesamt wurden den Angaben zufolge in der ersten Hälfte der Grabungssaison bisher 500 Funde gemacht – darunter sehr viele Insekten, Pflanzen und Fische, die im Herbst und Winter präpariert werden.

Pigment zeigt Schwanzmusterung

"Der neue, außergewöhnlich gut erhaltene Fund der uns bisher unbekannten Vogelart zeigt, dass wir dennoch weit davon entfernt sind, die Artenvielfalt in der Vogelwelt Messels vollständig erfasst zu haben", sagte Gerald Mayr, Ornithologe am Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt. Bisher wurden mehr als 70 Vogelarten und viele Hundert Einzelfunde aus den etwa 48 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten der Grube Messel geborgen.

Das Gefieder ist laut Mayr ungewöhnlich gut erhalten. Der relativ lange, breite Schwanz zeigt eine Bänderung, also ein Streifenmuster, das durch das dunkle Pigment Melanin noch heute erkennbar ist.

Über die Lebensweise des Vogels zu spekulieren, sei noch zu früh, hieß es. Der Schnabel erscheine zwar "greifvogelartig", aber die Füße und Krallen des Tieres widersprächen der Annahme, dass es sich bei dem Fund um einen "Mini-Greifvogel" handelt. "Wahrscheinlicher ist, dass sich der Vogel von Früchten oder Insekten ernährt hat. Genaueres ist aber erst nach der endgültigen Präparation zu sagen", sagte Mayr. (red, APA, 8.7.2021)