Künstlerin und Model Andrea Maria Reiser lebt in einer Maisonettewohnung in Salzburg. Davor hießen ihre Stationen L. A. und Wallersee. Die Ruhe genießt sie sehr – aber sie ist von hier aus auch viel unterwegs.

"Ich bin hier in Salzburg aufgewachsen, mitten in der Stadt. Mit Anfang 20 war ich ein Dreivierteljahr als Model in Los Angeles. Ich hatte da ein Füßlein im Modelbusiness, mit meinem ‚European Look‘, der damals dort sehr gefragt war. Leider musste ich früher als geplant wieder zurück, weil meine Mutter krank wurde.

Foto: Anna Aicher

Dann habe ich mit Mann und drei Kindern lange im Mühlberghof am Wallersee gewohnt, in einem alten Pfarrhaus mit 400 Quadratmetern Nutzfläche. Allein die Speisekammer hatte 30 Quadratmeter! Seither weiß ich, was viel Platz bedeutet und was man alles gar nicht braucht.Jetzt lebe ich seit 15 Jahren wieder hier in Salzburg, im Stadtteil Nonntal, mit Blick auf die Festung.

Die Maisonettewohnung, die ich damals erworben habe, hat rund 80 Quadratmeter. Eigentlich ist sie noch größer, das Gästezimmer unten neben dem Eingang habe ich aber an die Mieter der Wohnung darunter, die auch mir gehört, abgetreten.

In einem Wohnblock wohnen, das war zunächst natürlich etwas ganz anderes als in dem riesigen Haus. Meine Stiege hat mir aber sehr geholfen bei der Umstellung, denn man hat dadurch das Gefühl, weiterhin in einem Haus zu sein.

Die Wohnzimmerlampe hat Andrea Maria Reiser selbst designt, ebenso wie den Badezimmerspiegel.
Fotos: Anna Aicher

In den letzten Jahren habe ich hier auch einiges neu gemacht. Es begann mit dem Eingangsbereich, dann kam der Boden dran – und dann wurde es immer mehr. Die gelbe Stucco-lustro-Spachtelung an der Wohnzimmerwand hat mir ein Italiener gemacht. Das Bad habe ich dann auch neu machen lassen. Von der Badewanne aus kann ich jetzt die Festung sehen.

Als Künstlerin ist es mir sehr wichtig, die Verbindung von Kunst und Natur zu fördern und meine persönlichen Wohnräume so zu gestalten, dass die Wohnung der Handschuh meiner Seele ist. So sind einige Gegenstände hier von mir, der Spiegel im Bad etwa, an dem Anblick erfreue ich mich täglich. Auch das Lichtobjekt im Wohnzimmer habe ich selbst gemacht.

Zu meinen Lieblingsstücken zählt aber auch die gebeugte Skulptur von Josef Zenzmaier. Die beiden Bronzeleoparden daneben sind vom Massai-Markt in Nairobi.

Die gebeugte Skulptur, auch eines ihrer Lieblingsstücke, stammt vom Salzburger Bildhauer Josef Zenzmaier, die Bronzeleoparden aus Kenia.
Fotos: Anna Aicher

Ich habe zwei Ateliers, eines hier in Salzburg bei der Alpenstraße und eines in meiner Wiener Wohnung. Das ist auch eine Maisonette mit Dachterrasse. Dort bin ich immer so eine Woche bis zehn Tage pro Monat.

Ich bin also viel unterwegs. Nicht nur in Österreich. Mein jüngster Sohn wohnt zwar hier im ersten Stock, aber meine Tochter lebt in Köln und mein ältester Sohn in Spanien, er betreibt in Asturien ein Surf-Haus. Die Wohnung kann ich dann einfach zusperren, wenn ich ein paar Tage weg bin. Das ist anders als bei einem Haus, wo man sich um den Garten kümmern muss. Deshalb ist die Situation für mich gerade perfekt.

Foto: Anna Aicher

Und ich genieße auch die Ruhe hier sehr. Älter geworden, brauche ich Rückzugsgebiete. Wenn man künstlerisch tätig ist, braucht man auch eine gewisse Muße.

Letztes Jahr im Frühling bin ich den Jakobsweg fertiggegangen, nach mehreren Etappen. Da kommt man mit der Zeit drauf, dass man eigentlich nur sehr wenig zum Leben braucht. Wenn man so dahinmarschiert, wird man plötzlich ganz leer im Kopf. Man beginnt vieles hinter sich zu lassen. Ich bin mit Notizblock und Kamera losmarschiert, und irgendwann war es nur noch wichtig, keine Blase am Fuß zu kriegen. Die Menschen, die man trifft, und die wirklich wunderbare spanische Landschaft – das war schon etwas ganz Besonderes.

Fotos: Anna Aicher

Mein Wohntraum? Nun, in Spanien habe ich mir tatsächlich schon einmal ein Grundstück angeschaut, wegen des Enkelkindes, das dort gerade unterwegs ist. Mein Traum ist aber ein Atelier mit ein bisschen Grünland dabei, wo ich ebenerdig rausgehen kann, vielleicht noch mit einem Schwimmteich. Und, ja, garteln tu ich sehr gerne, ich habe auch einen grünen Daumen. Das wäre also etwas, was ruhig auch noch dabei sein darf." (PROTOKOLL: Martin Putschögl, 10.7.2021)