Jacob Zuma am Ende seiner Berufungsmöglichkeiten.

Viel war in den Jahren 2009 bis 2018, als Jacob Zuma Südafrika regierte, von "State Capture" die Rede: von der "Gefangennahme" des Landes durch eine kleine Clique rund um den Präsidenten und seine Freunde, die den Staat für ihre Zwecke nutzten. Nun hat sich das Blatt gewendet: Der Staat hat am Mittwoch Jacob Zuma gefangen genommen. 15 Monate Haft muss der 79-Jährige verbüßen – aufgrund eines seiner zahlreichen Korruptionsverfahren.

Dass die Strafe aber nicht der Korruption gilt, sondern einer angeblichen Verhöhnung des Gerichts – das passt zum politischen Stil des früheren Freiheitskämpfers. 783 Vorwürfe, auch der Geldwäsche und Steuerhinterziehung, haben sich gegen ihn angesammelt. Alle weist er strikt zurück. Und jahrelang, eben während seiner Regierungszeit, waren auch die Ermittlungen weitgehend stillgestanden. Der Staatsapparat folgte ihm eben.

Dabei war weder Zumas politische Karriere vorgezeichnet, noch dass er einmal auf eine politisch schiefe Bahn geraten würde. Aufgewachsen in bitterer Armut und in der besonders brutalen Phase der Apartheid-Diktatur der 1950er-Jahre, war es vor allem der Kampf gegen Ungerechtigkeiten, der den Abkömmling einer Zulu-Familie zur Politik brachte.

Späte Ausbildungen

Angespornt von einem Halbbruder trat der junge Jacob, der nie eine Schulausbildung genossen hatte, in den Afrikanischen Nationalkongress (ANC) ein, in die wichtigste Oppositionsbewegung. Es folgte ein schneller Aufstieg in der Partei, 1963 bis 1973 aber auch zehn Jahre Haft auf der Gefängnisinsel Robben Island. Dort erhielt Zuma von Mitgefangenen eine politische Ausbildung. Später ging er ins Ausland – auch in die Sowjetunion – und wurde dort unter anderem militärisch geschult. Nach dem Ende der Apartheid wurde er in der Regierung von Nelson-Mandela-Nachfolger Thabo Mbeki 1999 Vizepräsident – und bald von Korruptionsvorwürfen verfolgt. Sie waren es auch, die ihn 2005 sein Amt kosteten.

Doch Zuma gab nicht auf, nahm mit teils populistischen Parolen, die sich gegen die wohlhabende weiße Minderheit richteten, den Kampf um die Parteiführung auf. 2007 hatte der insgesamt sechsmal – teils zeitgleich mit mehreren Frauen – verheiratete Vater von mindestens 23 Kindern Erfolg. 2009 wurde er Staatspräsident. Nach knapp zehn korruptionsschweren Jahren, in denen er zunehmend autoritär auftrat, setzte der ANC ihn ab. Die juristische Aufarbeitung der Amtszeit beginnt – und sie wird wohl eine Weile andauern. (Manuel Escher, 8.7.2021)