Harry Kane hat ein Herz für den Fußball und die NFL.

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Auf den ersten Blick hatte David Pleat recht. Der ehemalige Tottenham-Trainer sagte einmal über Harry Kane: "Er ist ein Mittelstürmer der alten Schule." Und ja, wenn sich der 27-jährige Kane auf dem Platz in die ersten Meter wirft, wirkt er ein bisschen wie ein mächtiges, fast behäbiges, britisches Containerschiff, das sich vom Port Felixstowe in die Nordsee wuchtet. Die wichtigste Fracht: Tore, Tore, Tore – vier waren es bisher bei der EM.

Und doch hat Englands Kapitän nicht erst mit seinem Auftritt gegen Dänemark im Halbfinale bewiesen, dass er mehr als ein isolierter Strafraumtanker ist, der doch bitte mit Pässen beladen werden möchte. Mit einem Traum-Pass auf Saka leitete der Torschützenkönig der vergangenen Premier-League-Saison (23 Tore und 14 Torvorlagen!) den Ausgleich ein. Die Krönung war der Treffer zum 2:1 in der Verlängerung.

Immer wieder ließ er sich fallen, um aktiv ins Spielgeschehen eingebunden zu werden, er fordert den Ball, macht Meter, ist unermüdlicher Arbeiter und eben auch Vollstrecker. Einmal in Gang, einmal in den Wellen, ist er schwer zu stoppen. Sein ehemaliger Coach Clive Allen sagte über ihn: "Er hat diese Leidenschaft für das Spiel. Und er liebt es, Tore zu schießen." Man nimmt ihm diese Liebe, diese Leidenschaft ab.

Vierbeinige Quarterbacks

Vorzeige-Profi Kane ist so jetzt schon ein Urgestein beim Londoner Klub Tottenham: 336 Spiele und 221 Tore meißeln den Status: "Der größte Teil meiner Familie waren Spurs-Fans, ich bin 15 Minuten vom Stadion entfernt aufgewachsen, also werde ich immer ein Spurs-Fan sein", sagte er.

Kane hat bei den Londonern einen Vertrag bis 2024, Liverpool, Manchester City und Juventus sollen aber an dem Stürmer dran sein. Der verheiratete Vater von drei Kindern wagte auch schon einen Blick in die ferne Zukunft, kann sich vorstellen, als Kicker in die National Football League (NFL) zu wechseln. Seine beiden Hunde sind jedenfalls nach den Quarterback-Legenden Tom Brady und Russell Wilson benannt. (Andreas Hagenauer, 10.7.2021)