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Nicht nur das sichtbare Licht der Sonne soll reflektiert werden.

Foto: dpa-Zentralbild/Robert Michael

Mit den steigenden Temperaturen leiden immer mehr Menschen unter der Hitze. Ein Forschungsteam hat nun einen neuen Stoff entwickelt, der Abhilfe schaffen soll. Während es leicht ist, Kleidung zu produzieren, die wärmt, ist die Kühlung eher ein kompliziertes Unterfangen. Hersteller nutzten bisher vor allem helle Stoffe, um sichtbares Licht zu reflektieren. Das chinesische Team der Zhejiang-Universität und der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina setzt stattdessen darauf, die elektromagnetische Strahlung der Sonne zu reflektieren. Dadurch sei es möglich, den Körper um fast fünf Grad abzukühlen. Das Ergebnis wurde aufgezeichnet, indem die Temperatur einer Person gemessen wurde, die eine Stunde lang in direktem Sonnenlicht saß.

Wie das "Sciencemag" schreibt, nutzen die Forscher dabei mittlere Infrarotstrahlung (MIR), eine Form von Infrarotstrahlung mit einer höheren Wellenlänge. Während nahe Infrarotstrahlung (NIR) Objekte aufwärmt, die sie aufnehmen, und abkühlt, wenn sie es ausstrahlen, verhindert die Atmosphäre das, da naheliegende Wassermoleküle es absorbieren und die umliegende Luft so aufwärmen. MIR strahle aber direkt in die Atmosphäre und kühle so sowohl das jeweilige Objekt wie auch die Umgebung ab.

Strahlungskühlung

Diese sogenannte Strahlungskühlung wird bereits beim Bau von Dächern oder weißer Farbabdeckungen genutzt. Der Stoff der Wissenschafterinnen und Wissenschafter absorbiert die Körperwärme und strahlt sie als MIR aus. Der Stoff ist 550 Micrometer dick (also etwa einen halben Millimeter) und besteht aus einer Mischung von Polylactiden und Kunstfaser, gemeinsam mit Partikeln aus Titanoxid. Er reflektiert auch UV-Licht sowie sichtbares Licht, um weiter abzukühlen. Zwar sehen T-Shirts aus dem Stoff aus wie reguläre Kleidung – und fühlen sich auch ähnlich an wie Baumwolle –, optisch handle es sich aber um eine Art "Spiegel", erläutern die Wissenschafter.

Massenproduktion gesucht

In Zukunft müsse noch getestet werden, ob der Stoff auch so effektiv abkühlt, wenn seine Träger nicht sitzen, sondern gehen oder stehen. Auch stellt sich die Frage, ob der Stoff auch gut funktioniert, wenn er nicht eng anliegend ist, da die Abkühlung auf nahen Kontakt zur Haut beruht. Die Forscherinnen und Forscher suchen aktuell jedenfalls Textilhersteller, die versuchen wollen, ihren Stoff auf den Markt zu bringen. Insgesamt würde die Kostensteigerung bei der Produktion voraussichtlich nur zehn Prozent betragen, schätzen sie. (red, 9.7.2021)