Mit neuen Regeln in der Finanzbranche möchte man künftig Unternehmen nach London locken.

Foto: EPA/ANDY RAIN

London – Der Ausstieg aus der Europäischen Union kommt Großbritannien teurer zu stehen als erwartet. Die Regierung in London müsse der EU im Rahmen der Brexit-Austrittsvereinbarung 47,5 Milliarden Euro zahlen, wie aus dem EU-Haushaltsbericht für 2020 hervorgeht. Die britische unabhängige Haushaltsbehörde OBR hatte im März 2018 den Betrag auf lediglich 41,4 Milliarden Euro geschätzt.

Mit dem Geld muss Großbritannien seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen, die das Land während seiner EU-Mitgliedschaft eingegangen war – etwa die Kosten für Pensionen von EU-Beamten oder zugesagte Beiträge zu Forschungsprogrammen. Bereits in diesem Jahr sind dem EU-Haushaltsbericht zufolge 6,8 Milliarden Euro fällig.

Neue Regeln in Finanzbranche

Die britische Regierung will nach dem Brexit mit einer klaren Regulierung für die weltweite Finanzbranche attraktiver werden. "Wir wollen offener, wettbewerbsfähiger, nachhaltiger und technologisch fortschrittlicher sein – das ist unsere Vision für die Finanzbranche", sagte der britische Finanzminister Rishi Sunak kürzlich. Das Land habe nun die Freiheit, Dinge anders und besser zu machen als noch zu Zeiten innerhalb der EU.

Um Unternehmen an den Finanzplatz London zu locken, sollen unter anderem die Vorschriften für Börsengänge überarbeitet sowie "ineffiziente Anforderungen" abgeschafft werden, die das Vereinigte Königreich von der EU übernommen habe, sagte der Finanzminister. Dabei gehe es etwa um Vorschriften im Wertpapierhandel, wonach Finanzinstitute verpflichtet seien, auf bestimmten Plattformen zu handeln. Zudem will er die sogenannte zweifache Volumengrenze abschaffen, mit der die Beschränkung des Wertpapierhandels über anonyme Handelsplätze geregelt ist.

Großbritannien war im Jänner 2020 aus der Ländergemeinschaft ausgetreten. Eine Übergangsphase, in der sich das Land noch an die Regeln des EU-Binnenmarktes hielt, lief am 31. Dezember aus. (APA, red, 9.7.2021)