In Deutschland hat sich der Einsatz digitaler Überwachungswerkzeuge verdoppelt.
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Die Arbeitswelt ist ungerecht. Was ist neu? Sie ist vermutlich noch ein weiteres Stück ungerechter geworden. Laut Umfragen will maximal ein Drittel der Bürogeher fix wieder zurück ins Office. Die meisten meinen, ihr Leben würde sich mit der sogenannten hybriden Form – ein paar Tage Büro und ein paar Tage zu Hause arbeiten – verbessern.

Jetzt gibt es Firmen, die treiben viel Aufwand und fragen ihre Leute, wie sie gut arbeiten können und was sie möchten. Dann gibt es Firmen, die erlassen Guidelines. Und es gibt Firmen, die sagen: Wenn ich die Leute mehr als 50 Prozent der Arbeitszeit ins Homeoffice lasse, dann muss ich eigene Betriebsstättenvereinbarungen treffen – ich bin ja nicht blöd, das geht bei uns nicht.

Manche sind also kraft ihrer Tätigkeit privilegiert, manche kraft ihres Arbeitgebers, der es wirklich möglichst gut und richtig machen möchte. Viele haben nicht einmal die Chance auf Homeoffice. Oder dieses ist so reglementiert, dass es quasi verunmöglicht ist. Oder es herrscht sowieso das Diktum: Wer ins Homeoffice will, ist leistungsunwillig und will nur Stunden schreiben und unbemerkt faulenzen.

Da entstehen neue Bruchlinien in Organisationen. Da entstehen ganz neue Unsicherheiten für die Karriereplanung: Soll ich lieber für das Büro optieren, um mich als Leistungsträger zu erweisen?

Vermeintliche Privilegien können sehr, sehr relativ sein angesichts der großen Macht der Unternehmenskultur, die von den Führungskräften geprägt wird. Vielleicht ist Homeoffice nur mit Überwachung okay, wie jüngste Umfragen nahelegen: In Deutschland hat sich der Einsatz digitaler Überwachungswerkzeuge verdoppelt (zehn Prozent der Mitarbeiter wurden schon vor Corona exakt getrackt). Hirnstrommessungen und Lächelkontrolle gibt es hierzulande ja noch nicht – in China und Japan, auch in US-Konzernen, wird das fast schon State of the Art, ist zumindest fortschreitend im Einsatz. Ach, schöne neue Arbeitswelt – wer sind deine Privilegierten? (Karin Bauer, 10.7.2021)