In Innsbruck wurde die Möglichkeit, verschiedene E-Lastenräder zu testen, vor allem von Familien genutzt. Im Bild das Modell E-Kids von Hersteller Chike mit Neigetechnik, die Radlfeeling trotz Dreirades garantiert.

Foto: Cargobike Roadshow / Andreas Lörcher

Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) testete das Modell Packster von Riese und Müller.

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Das Lastentandem von Hersteller Hase hat die Tretlager-Redaktion begeistert. Genial zu fahren, unbedingt ausprobieren, wenn Sie Gelegenheit dazu haben.

Foto: Cargobike Roadshow / Andreas Lörcher

Den Klassiker von Christiania gibt es mittlerweile ebenfalls mit E-Motor. Für Kinder die wohl lustigste und zudem eine der sichersten Fortbewegungsmethoden.

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Innsbruck – Zwölf unterschiedliche Modelle stehen für Testfahrten bereit. Am vergangenen Mittwoch machte die E-Lastenrad-Roadshow in Innsbruck Station. Und selbst Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nutzte die Gelegenheit, um selbst ein paar Runden zu drehen. Das Thema Lastenrad hat dank E-Motor einen regelrechten Boom erlebt. Und auch die Politik hat die Zeichen der Zeit erkannt. Mit gezielten Förderungen wird der Umstieg vom Auto aufs umwelt- und gesundheitsfreundlichere Lastenrad finanziell unterstützt.

Im vergangenen Jahr haben sich die Verkaufszahlen von E-Lastenrädern in Österreich auf mehr als 900 Stück verdoppelt, weiß Alec Hager von den Radvokaten. Die elektrisch unterstützten Cargobikes sind für ihn ein wichtiger Bestandteil der urbanen Mobilität der Zukunft: "Eine charmante und sichere Fortbewegungsmethode, noch dazu abgasfrei." Hager sieht noch viel Potenzial für die Mulis unter den Fahrrädern. Denn in Deutschland sind die Absatzzahlen im Vergleich noch bis zu achtmal höher.

Förderungen und Infrastruktur

Der Schlüssel zur Mobilitätswende liegt für Hager einerseits im Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer, andererseits bei den Förderungen. Wer sich zu Letzteren einen Überblick verschaffen will – mittlerweile werden Förderungen auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene angeboten –, kann diese Informationen gesammelt auf der Homepage cargobike.jetzt finden.

Zum Thema Infrastruktur und E-Lastenbikes ist zu sagen, dass Radwege vielerorts noch nicht auf diese Art Fahrrad ausgelegt sind. So zum Beispiel in der selbsternannten Bikecity Innsbruck, wo die Hauptrouten nach wie vor viel zu schmal und in beide Richtungen befahrbar sind. Hier wäre die Politik gefordert, endlich zeitgemäße Radinfrastruktur zu schaffen. Zumindest können E-Lastenrad-Fahrerinnen und -Fahrer selbst entscheiden, ob sie lieber den Radweg oder die Straße benutzen. Es steht ihnen beides frei.

Sicherheitsvorteil Lastenrad

Beim Thema Sicherheit sind E-Lastenräder jedenfalls herkömmlichen Kindersitzen oder Radanhängern deutlich überlegen. Zudem wird man vom Autoverkehr anders und besser wahrgenommen. Bei den meisten Modellen hat man die Kinder sicher in einer massiven Box sitzen, die vor dem Lenker und somit im Blickfeld ist. Es gibt bei der Roadshow auch Modelle zu testen, die mehrere Sitze für Kinder hinter dem Fahrer aufweisen. Allerdings hinkt die österreichische Gesetzgebung hier hinterher. Denn offiziell ist es nicht erlaubt, mehr als ein Kind so zu transportieren. Selbst wenn diese Räder für den Transport von zwei oder mehr kleinen Passagieren ausgelegt wären.

Wer an der Sicherheit der Gefährte zweifelt oder einfach noch nie ein solches gefahren ist, hat im Rahmen der aktuell laufenden Roadshow, die vom Klima- und Energiefonds des Bundes gefördert wird, Gelegenheit dazu. Bis kommenden Mittwoch macht die Tour noch in St. Pölten, Neufeld an der Leitha, Bad Tatzmannsdorf, Gleisdorf und Graz Station (genaue Termine und Orte siehe unten). Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Und wer die Kinder gleich mitnimmt, kann auch eine Testrunde mit Beladung drehen.

Zwölf unterschiedliche Modelle zur Auswahl

In Innsbruck wurde diese Gelegenheit am vergangenen Mittwoch ausführlich genutzt. Wie bereits erwähnt, vom Landeshauptmann über den Bürgermeister Georg Willi (Grüne) abwärts. Neben klassischen Dreiradlern im Stile von Bakfiets und Christiania stehen auch exotischere Modelle zum Testen bereit. Persönlicher Tretlager-Favorit wurde das Hase Pino Steps Tandem: eine zweirädrige Kombination aus Liege- und Lastenrad. Das Konstrukt fährt sich erstaunlich einfach und ist ausgesprochen kommunikativ, da beide Mitfahrende mit den Köpfen eng beieinander sind und so gemütlich während der Fahrt plaudern können.

Etwas Übung braucht es bei den dreirädrigen Modellen, die mit Kipplenkung ausgestattet sind. Dafür ermöglichen sie auch auf dem Dreirad echtes Bikefeeling mit In-die-Kurve-Legen. Auch der Rolls-Royce (zumindest preislich) unter den E-Lastenrädern, Riese Müller, ist bei der Roadshow zu testen. Vom Hersteller Libelle gibt es ein Modell, das E-Lastenrad und Kinderwagen mit Karboncockpit in einem ist.

Wertigkeit von Fahrrädern steigt

Innovativ und wendig ist das faltbare E-Lastenrad von Muli. Es lässt sich sogar im Railjet mitnehmen, dank schlanker Maße. Ein echter Transporter für sperriges Gut ist das österreichische Rad der Marke Gleam. Das wuchtige Gerät ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, was das Handling angeht. Aber hat man den Dreh heraus, ist es eine echte Alternative für Transporte im innerstädtischen Bereich.

Die Einsatzzwecke und Modelle im Bereich E-Lastenrad wachsen stetig. Preislich bewegt man sich dabei im mittleren vierstelligen Bereich. Für Hager ein Zeichen dafür, dass die Wertigkeit von Fahrrädern steigt: "Ein E-Lastenrad, das zum sicheren Transport von Kindern und Gütern geeignet ist, darf auch 6.000 Euro kosten, wie die Verkaufszahlen zeigen." Immerhin sind die Lastenräder durchaus geeignet, ein Auto zu ersetzen, das in Anschaffung und vor allem Erhalt ungleich teurer ist und zudem Umwelt und Gesundheit schadet.

Roadshow noch bis Mittwoch in Österreich

Wer selbst noch die Gelegenheit nutzen und eines der zwölf E-Lastenrad-Modelle bei der Roadshow testen will, kann das bei folgenden Tourstopps noch tun:

  • Samstag, 10. Juli, von 8 bis 13 Uhr am Domplatz/Wochenmarkt St. Pölten
  • Sonntag, 11. Juli, von 9 bis 14 Uhr im Strandbad Neufelder See
  • Montag, 12. Juli, von 13 bis 18 Uhr am Josef-Haydn-Platz in Bad Tatzmannsdorf
  • Dienstag, 13. Juli, von 13 bis 18 Uhr am Hauptplatz in Gleisdorf
  • Mittwoch, 14. Juli, 15 bis 18 Uhr, am Mariahilferplatz in Graz

Nähere Infos zu den bereitstehenden E-Lastenrädern sowie den einzelnen Tourstopps finden Sie auf dieser Hompage. (Steffen Arora, 10.7.2021)