Helga Rabl-Stadler von den Salzburger Festspielen, Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne), Musikerin Yasmo und Regisseur David Schalko stellten die Initiative gemeinsam vor (v.li.).

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Seit dem türkis-blauen Regierungsprogramm 2017 gilt eine erste Kunst- und Kulturstrategie des Bundes als Ziel. Auch im Übereinkommen von Grünen und ÖVP von 2020 wird sie angeführt. Dann kam Corona, und insofern war es durchaus überraschend, als diese Woche so kurz nach den Herausforderungen der Pandemie die Information von einem "Startschuss für die erste Kunst- und Kulturstrategie des Bundes" aus dem Staatssekretariat drang. Wie hatte man dazu Zeit gehabt? Hatte doch letzten Herbst Kulturminister Werner Kogler auf Anfrage der Neos noch geantwortet, eine Umsetzung könne unter "nichtkrisenhaften" Bedingungen zwölf bis 24 Monate dauern.

Nun, es wird auch noch dauern, länger sogar. Denn Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) stellte am Freitag keine Kulturstrategie in den Startlöchern vor, sondern gab eine Einladung an alle Akteure zum "partizipativen Dialog" ab sofort aus, der bis Ende 2022 dauern soll.

Mehr als Geldverteilen

Kulturpolitik sei nämlich "nicht nur beim Verteilen von Geld" wichtig, das habe die Krise gezeigt, sagte Mayer, sondern auch wenn es um "Formen des Miteinanders" geht. So seien zur Bewältigung der Probleme der Corona-Krise im ganzen Kulturbereich neue Kontakte, Allianzen und Gesprächsebenen entstanden. Auch hätte das Kulturressort mit Clubkultur, Blasmusik oder Chören "in den vergangenen Monaten mehr zu tun gehabt als in den letzten 30 Jahren", das müsse man weiterführen.

Resultat solle dementsprechend keine "Hochglanzbroschüre" sein, sondern ein "lebendiger Prozess". Dazu können bis Ende 2021 über eine Website Anregungen seitens aller Betroffener eingehen. Anfang 2022 sollen Zwischenergebnisse präsentiert werden und Gesprächsrunden in den Bundesländern folgen. "Nicht nur der richtige Weg, sondern der einzig mögliche", sagte Mayer. "Ziel ist, die richtigen Fragen zu stellen und die besten Antworten zu finden."

Diversität, Digitalisierung, Fairness

Bei aller Offenheit des Prozesses und des Ergebnisses erklärte sie manche Themen aber als zentral: Diversität, Digitalisierung, Innovation, Ökologie, faire Arbeitsbedingungen, neue Wege der Kulturvermittlung, um neues Publikum anzusprechen, die deutlichere Sichtbarmachung österreichischer Kunst international und der soziale Effekt auf die Gesellschaft, ebenso die Evaluierung der Förderpraxis von Bund und Ländern. Die Baustellen sind aber nicht neu, sondern seit 2017 definiert. Seither sollen auch Privatinvestitionen steuerlich reizvoller werden.

Ein Budget wird es für das Projekt nicht geben. Wie die Dialoggruppen organisiert werden, weiß man noch nicht. Vielleicht gebe es ja neue Kunstformen, die man noch nicht bedacht habe, ist Mayer neugierig.

Musikerin Yasmo erkannte als anwesende Vertreterin der Künstler mehr Solidarität in der Branche seit Corona: "Alte Bubbles brauchen wir nicht mehr." Helga Rabl-Stadler von den Salzburger Festspielen lobte Praxisnähe als ein Plus des Plans. (Michael Wurmitzer, 10.7.2021)