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Messi will sich und Argentinien endlich mit einem Titel belohnen.

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Auch Neymar (Brasilien) strebt seinen ersten großen Titel an.

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Rio de Janeiro – Das "Finale der Welt" steigt am Samstag im Maracanã, keinesfalls einen Tag später bei der EM im Wembley. Großspurig kündet Argentiniens Fußballmagazin Ole das Gran Final der Copa América gegen Gastgeber Brasilien an. Weil es der wohl vorletzte realistische Versuch Lionel Messis ist, einen großen Titel mit den Gauchos zu gewinnen.

Nach einjährigem Aufschub wegen Covid-19, mit überstürzter Verlegung nach Brasilien 13 Tage vor Anpfiff, anfangs politisiert von der Regierung des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro und heftig kritisiert daheim und im Ausland, bekommt die Südamerika-Meisterschaft in der Nacht zum Sonntag (zwei Uhr MESZ) ihr Traumfinale. Ein Geisterfinale, Corona wütet. Kann Argentinien, zuletzt Triumphator bei der WM 1986 und Copa América 1993, nach 28 Jahren wieder einen wichtigen Pokal gewinnen? Kann Messi, sechsmal Weltfußballer, Champions-League-Sieger, Meister und Cupsieger mit dem FC Barcelona, nun mit 34 Jahren nach der U20-WM 2005 und Olympiagold 2008 endlich auch auf großer Bühne im weißen Trikot mit den himmelblauen Streifen jubeln?

In seiner Heimatstadt Rosario prangt eine überdimensionale Hommage an einer Hauswand, mit der Aufschrift: "Aus einer anderen Galaxie und aus meinem Viertel." Mit vier Treffern und fünf Vorlagen, also an 80 Prozent der Turniertore Argentiniens beteiligt, feierte der "Außerirdische" nach dem Elfmeterkrimi im Halbfinale gegen Kolumbien wie einer aus dem Volk. Tanzend, ganz ohne Allüren.

Treffen der Spezis

Der Gegner ist Brasilien, der Titelverteidiger, der bisher alle fünf Copa-Turniere auf eigenem Territorium gewann. Und Neymar, Messis "Spezi" aus vier gemeinsamen Jahren bei Barça. Der Stürmer von Paris Saint Germain trug die Seleção mit zwei Toren und drei Vorlagen ins Finale, gewann im Maracanã schon den Confed Cup 2013 und das Olympia-Finale 2016.Neymar würdigte Messi vor dem Finale ausgiebig. "Ich habe immer gesagt, dass Messi der beste Spieler ist, den ich je habe spielen sehen. Er ist ein großer Freund von mir. Aber jetzt sind wir im Finale, jetzt sind wir Gegner. Und ich möchte gewinnen. Auch für mich wäre es der erste Titel", sagte Neymar.

Nach den verlorenen Copa-Finale 2007, 2015 und 2016 sowie dem WM-Trauma gegen Deutschland im Maracanã 2014 schien Messi bei der vorherigen Copa, mit nur einem Tor und Rot im Spiel um Platz drei (2:1 gegen Chile), unter der Last, die Gauchos aus der Durststrecke herauszuführen und auf eine Stufe mit 1986er-Weltmeister Diego Maradona zu springen, zu scheitern. Messi bekommt nun eine neue Chance, vor den Augen von Fifa-Präsidenten Gianni Infantino, der vom Concacaf-Kongress in Miami rüberjettete, bevor er zum EM-Finale zwischen England und Italien weiterdüst. Ohne den polemischen Bolsonaro, der vor zwei Jahren noch mit dem Pokal posierte.

Der Rasen des Maracanã wurde zu 40 Prozent ausgetauscht. Der Teppich für das Gran Final zwischen Neymar und Messi, zwischen Brasilien und Argentinien, 1998 letzter Sieger gegen die Seleção an dieser mystischen Stätte, ist gelegt. (sid, 9.7.2021)