Der derzeit mit Abstand beste Tennisspieler der Welt.

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Berrettini ist für seine Vorhand gefürchtet, Djokovic hatte den 25-Jährigen aber über die Distanz im Griff.

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Djokovic mit der Trophäe.

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Novak Djokovic hat am Sonntag in Wimbledon sein 20. Grand-Slam-Turnier gewonnen. Der Serbe besiegte den Italiener Matteo Berrettini nach Satzrückstand mit 6:7(4), 6:4, 6:4, 6:3. Es war sein sechster Triumph an der Londoner Church Road. In der Anzahl an Major-Erfolgen zog Djokovic mit Roger Federer und Rafael Nadal gleich.

Djokovic ist in Wimbledon seit dem Viertelfinale 2017 unbesiegt, damals musste er im Viertelfinale gegen Tomas Berdych verletzt aufgeben.

"Die vergangenen zehn Jahre waren eine unglaubliche Reise, die hier nicht aufhört", sagte Djokovic nach dem Triumph: "Ein siebenjähriger Junge in Serbien hat einst mit improvisierten Materialien eine Wimbledon-Trophäe gebaut. Und jetzt steht er hier mit seinem sechsten Titel."

Der Weltranglistenerste würdigte auch Federer und Nadal, die ihn auf seiner Rekordjagd antreiben. "Sie sind Legenden unseres Sports", sagte der 34-Jährige: "Sie sind der Grund, warum ich überhaupt an diesem Punkt bin." Und Federer gratulierte umgehend. "Ich bin stolz, in dieser speziellen Ära von Tennis-Champions spielen zu können", twitterte der Schweizer: "Eine wundervolle Leistung, gut gemacht."

Schon bei den Major-Turnieren in Melbourne und Paris hatte der 34 Jahre alte Djokovic in dieser Saison triumphiert. Damit fehlt ihm nur noch der Titel bei den US Open, um als erster Spieler seit der australischen Ikone Rod Laver 1969 alle vier Grand-Slam-Turniere in einem Jahr zu gewinnen. Mit einem Sieg bei den Olympischen-Spielen in Tokio könnte er sogar als erster Mann den Golden Slam perfekt machen. Dies war im Einzel bislang nur Steffi Graf 1988 gelungen.

Wackeliger Start

Am Wert dieses 20. Grand-Slam-Titels hatte Djokovic im Vorfeld keinen Zweifel gelassen. "Das würde mir alles bedeuten", sagte er: "Deswegen bin ich hier, deswegen spiele ich." Die Erfahrung sprach in seinem 30. Major-Endspiel ganz klar für ihn – und doch schien die Aussicht auf den historischen Titelgewinn selbst Mental-Monster Djokovic anfangs zu beeinflussen.

Mit einem Doppelfehler startete der Topfavorit in sein siebtes Wimbledon-Endspiel, zwei weitere sollten schnell folgen. Aber sein Gegenüber war nicht weniger wackelig, Finaldebütant Berrettini war der Druck deutlich anzumerken. Schließlich waren die Augen seines ganzen Heimatlandes nach London gerichtet – Berrettini sollte die passende Ouvertüre für das EM-Finale der Fußballer am Abend im Wembley-Stadion gegen England liefern.

Nur langsam schraubten beide Spieler vor 15.000 Zuschauern ihre Fehlerquote nach unten. Mit seinem krachenden Aufschlag und der starken Vorhand kam Berrettini immer besser ins Match – und drehte den ersten Satz damit noch nach 2:5-Rückstand. Und das Publikum witterte die Sensation.

Überflieger Djokovic.
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Mentale Stärke

An diesem geschichtsträchtigen Tag sorgten auch die Organisatoren in Wimbledon für ein (längst überfälliges) Novum. Als erste Frau überhaupt leitete die kroatische Schiedsrichterin Marija Cicak das Herrenfinale im All England Club. Und wie Herzogin Kate in der Royal Box sah sie, dass sich Djokovic vom Rückstand nicht beeindrucken ließ. Er legte zwei schnelle Breaks vor und wehrte diesmal auch das erneute Aufbäumen Berrettinis souverän ab.

Und der Serbe bewies eindrucksvoll, warum er als bester Returnspieler der Welt gilt, Berrettini gab auch im dritten Satz früh den Aufschlag ab. Mit entschlossenem Blick tippte sich der "Djoker" an die Schläfe – vor allem dank seiner beeindruckenden mentalen Stärke jagt er von Rekord zu Rekord und holte sich die vorentscheidende 2:1-Satzführung.

Angefeuert von den Fans kämpfte Berrettini weiter unermüdlich, mit tollen Ballwechseln rissen die Kontrahenten das Publikum von den Sitzen. Doch das Momentum konnte er Djokovic nicht mehr entreißen. (red, sid, 11.7.2021)