Youtube Shorts – jetzt auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Foto: Google

Ein Titel ist Youtube sicher: Seit Jahren ist Googles Videoplattform mit Abstand die erfolgreichste, wenn es um von den Nutzern selbst erstellte Inhalte geht. Doch in jüngerer Vergangenheit knabbert ein neuer Konkurrent an diesem Thron. Mit einem Fokus auf kurze Videoclips und smart ausgewählte Vorschläge für die Nutzer ist Tiktok gerade bei jüngeren Zielgruppen äußerst populär.

Das sieht man natürlich bei Youtube wiederum nicht so gern, denn auch wenn Tiktok schon aufgrund der Inhalte und der Länge der Clips kein direkter Konkurrent ist, so wetteifern doch beide um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Zeit, die mehr bei Tiktok verbracht wird, ist also oft auch welche, die von Youtube weggeht. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass Google im Vorjahr einen neuen Dienst vorgestellt hat, der eine geradezu frappierende Ähnlichkeit zu Tiktok aufweist: Auch Youtube Shorts lebt von kurzen Videoclips, die schnell zusammengestoppelt werden können. Bislang auf wenige ausgewählte Länder beschränkt, erlebt der Dienst nun eine massive Ausweitung.

Startschuss

Youtube Shorts ist ab sofort in mehr als hundert Ländern erhältlich, dazu zählen unter anderem Österreich, Deutschland und die Schweiz. In den kommenden Tagen sollen die kurzen Clips direkt über die Youtube-App bei allen Nutzern in diesen Regionen verfügbar sein, betonte Google im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld.

YouTube Creators

Wer Tiktok kennt, der sollte sich mit der Navigation rasch zurechtfinden. Über eine Wischbewegung nach oben kann am Smartphone rasch auf das nächste Video gewechselt werden, die Algorithmen von Youtube wählen dabei immer neue Clips aus, es gibt also quasi eine endlose Playlist. Über das Video gelagert sind Knöpfe, um ein Video zu teilen, sowie für "Like" und "Dislike". Eine Kommentarfunktion gibt es ebenso wie die Möglichkeit, mehr Videos vom gleichen Kanal aufzuspüren. Wurde ein Clip mit einem bestimmten Musikstück überlagert, so können auch mehr Videos mit dem gleichen Lied über einen eigenen Knopf gefunden werden.

Angebot

Überhaupt will Google die Macht des bestehenden Services voll ausspielen, was heißt, dass bei der Erstellung von Videos Zugriff auf sämtliche bei Youtube vorhandene Musik besteht, und dank Youtube Music ist dieses Angebot ziemlich umfassend. In Zukunft soll es dann auch möglich sein, vollständige Youtube-Videos für eigene Shorts zu remixen.

Die Erstellung von Clips ist auch sonst auf möglichst einfache Benutzung ausgelegt, es können also schnell Aufnahmen am Smartphone gemacht, mit Filtern und Musik versehen und weiter editiert werden, um etwa gut getimte Schriften einzublenden. Eine weitere Möglichkeit ist, Ton von anderen Shorts zu übernehmen, zudem können automatische Untertitel erstellt werden. Mit der Shorts-Kamera lassen sich bis zu 60 Sekunden lange Clips aufnehmen, auch der Import von bestehendem Videomaterial ist möglich. Und natürlich gibt es all das mit zahlreichen Filtern, wobei Google betont, dass bald noch mehr kommen sollen.

Wiederverwertung

In Hinblick auf konkrete Zahlen zur bisherigen Nutzung gibt sich Google eher vage. So spricht man von 6,5 Milliarden täglichen Aufrufen, die Frage ist aber, was man hier alles dazu zählt. Darauf hingewiesen, dass Youtube Shorts in den USA bisher vor allem aus von Tiktok und Instagram weiter verwendeten Videos besteht, gibt man sich pragmatisch. Man lebe in einer Multi-Plattform-Welt, aber natürlich wolle man, dass die User mehr Inhalte in der eigenen App herstellen. Übrigens tauchen in Youtube Shorts nicht nur Clips auf, die explizit für dieses Format erstellt oder hochgeladen wurden. Youtube spielt an dieser Stelle nämlich auch alle hochgestellten Videos, die nicht länger als 60 Sekunden sind, aus.

Eine eigenständige App ist derzeit nicht geplant, oder wie es im PR-Sprech so schön heißt: Man habe derzeit nichts anzukündigen. Derzeit befindet sich der Zugriff auf diese kurzen Clips also in einer eigenen Kategorie, die prominent im eigenen Videofeed dargestellt wird. Dafür will man in naher Zukunft an der Ausweitung der Plattformen arbeiten, damit dann die Youtube Shorts auch am Desktop sowie am Tablet verfügbar sind, bisher ist man ja auf Smartphones beschränkt. Auch ist geplant, künftig die Kanäle für kurze und lange Videos zu trennen, dies auf Wunsch von Videomachern, wie Google betont – natürlich aber mit Querverbindung.

Zeitablauf

Google ist zwar für seine langsamen "Rollouts" neuer Funktionen bekannt, in diesem Fall will man sich aber offenbar beeilen: Bis zum 14. Juli – also bereits diesen Mittwoch – sollen die Youtube Shorts bei allen Nutzern in den neuen Regionen verfügbar sein. Neue Videomacher will Google übrigens mit einem sehr simplen Mittel anlocken: Geld. Vor einigen Wochen wurde ein Fonds extra für Youtube Shorts angekündigt, in dessen Rahmen bis Ende 2022 100 Millionen Dollar ausgeschüttet werden sollen. (Andreas Proschofsky, 12.7.2021)