Bild nicht mehr verfügbar.

Gianluigi Donnarumma beim Fischen. So hielt er hier etwa den Elfer von Jadon Sancho. Später parierte er auch noch jenen von Bukayo Sako.

Foto: AP/Mike Egerton

Die Italiener feiern ihren Elfmeterhelden.

Foto: AFP/LAURENCE GRIFFITHS

Premiere: Erstmals wurde ein Goalie als Spieler des Turniers ausgezeichnet.

Foto: EPA/John Sibley

Daumen hoch!

Foto: EPA/Facundo Arrizabalaga

London – Seine Gelassenheit ist verblüffend. Während ganz Italien in kollektive Ekstase fiel, verließ Gianluigi Donnarumma völlig unbeeindruckt seinen Arbeitsplatz und spazierte scheinbar emotionslos und gemächlich wie nach einer belanglosen Trainingspartie aus dem Torraum im Londoner Wembley-Stadion. Seine verzückt über das Spielfeld angesprinteten Kollegen der Squadra Azzurra begruben den 22-jährigen Helden des EM-Finales dann in einer Jubeltraube.

Der aus Castellamare di Stabia im Großraum Neapels stammende Tormann hatte soeben den entscheidenden Elfmeter des Engländers Bukayo Sako und davor auch jenen von Jadon Sancho pariert. Und weil Donnarumma im gesamten Turnier beeindruckt, nur vier Gegentore zugelassen und etwa auch Spanien mit dem im Halbfinale gehaltenen Elfer von Álvaro Morata den Nerv gezogen hatte, wurde er als erster Torhüter bei einer EM zum Spieler des Turniers gewählt.

Auch das schien ihn nicht sonderlich zu tangieren. Anders als seine geschwätzigen Kollegen kommentierte er knapp: "Es ist ein unglaublicher Traum, Burschen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir haben Geschichte geschrieben. Wir haben eine super Gruppe, nur wenige haben an uns geglaubt." Das waren eher spärliche Ausführungen für einen Neo-Europameister.

Paris ruft

An Selbstvertrauen dürfte es dem sprunggewaltigen 1,96-Meter-Riegel mit enormer Reichweite nicht mangeln. Er gilt als Ausnahmeerscheinung der neuen Torhütergeneration und wird wohl dem Ruf aus Frankreichs Hauptstadt folgen. Der betuchte Scheichklub Paris Saint-Germain soll ihm, so wird kolportiert, einen Fünfjahresvertrag mit zehn Millionen Euro Jahresgage bieten.

Bei Club Napoli ausgebildet, folgte er mit 14 – wie davor schon sein älterer, aber mäßig erfolgreicher Bruder Antonio – dem Ruf aus Mailand. Beim AC Milan ging es stetig bergauf. Mit 16 wurde Donnarumma als jüngster Torhüter in einer Serie-A-Startelf gefeiert. 2016 debütierte er mit 17 als jüngster Goalie Italiens für die Squadra, ehe er 2018 Ikone Gianluigi Buffon als Nummer eins beerbte. Bei der EM hat der mittlerweile 33-fache Internationale mit dem Weltrekord von 1168 Minuten ohne Gegentreffer Legende Dino Zoff (1142) an der Spitze abgelöst. Eine noch höhere Marke verhinderte just Österreichs Stürmer Saša Kalajdžić mit seinem Treffer im Achtelfinale. Donnarummas Rekordsammlung ist auch so verblüffend. (Thomas Hirner, 12.7.2021)