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Rund 120 Politiker, Künstler und Journalisten haben an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel appelliert, sich bei ihrem Treffen mit US-Präsident Joe Biden diese Woche für die Freilassung von Wikileaks-Gründer Julian Assange einzusetzen. "Wir bitten Sie inständig, helfen Sie, im Fall Julian Assange Brücken zu bauen", heißt es in einem Schreiben an Merkel. Die Kanzlerin will Biden am Donnerstag bei ihrem wohl letzten USA-Besuch vor dem Ausscheiden aus dem Amt treffen.

Politiker setzen sich ein

Zu den Unterzeichnern des von dem Enthüllungsjournalisten und Schriftsteller Günter Wallraff initiierten Briefes vom 11. Juli an Merkel gehören parteiübergreifend Abgeordnete von Merkels eigener CDU, von SPD, FDP, Linker und Grünen, mehrere Ex-Minister wie Sigmar Gabriel, Gerhart Baum, Oskar Lafontaine, die österreichische Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek sowie die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma", Alice Schwarzer. Assange hatte kürzlich im Londoner Hochsicherheitsgefängnis HMP Belmarsh seinen 50. Geburtstag gefeiert.

Die Unterzeichner bitten Merkel in dem Schreiben, gegenüber Biden in Washington deutlich zu machen, "wie wichtig es im Sinne der Verteidigung der Pressefreiheit ist, die Klage gegen den Wikileaks-Gründer fallen zu lassen, damit er in Freiheit im Kreise seiner Familie gesundheitlich genesen kann". Die Kanzlerin wird zudem gebeten, für Assange "eine humanitäre und für den US-Präsidenten eine gesichtswahrende Lösung zu finden", heißt es weiter. "Es wäre eine starke, bleibende humanitäre Geste zum Ende Ihrer Amtszeit und für Präsident Joe Biden schließlich Gelegenheit, die Ära Donald Trump auch im Sinne des Schutzes von Presse- und Meinungsfreiheit gänzlich hinter sich zu lassen."

Merkel soll helfen

Die US-Justiz wirft Assange vor, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan sowie eine riesige Zahl diplomatischer Depeschen gestohlen und auf der Internetplattform Wikileaks veröffentlicht zu haben. Damit sei das Leben amerikanischer Informanten in vielen Ländern in Gefahr gebracht worden. Für die US-Ermittler ist Assange ein Spion, sie fordern seine Auslieferung. Seine Unterstützer sehen in ihm hingegen einen investigativen Journalisten. Merkel tritt nach der Ende September stattfindenden Bundestagswahl ab. (APA, 12.7.2021)