Das ist keine ganz leichte Aufgabe für den Arteon: Er ist, nach der Einstellung des Phaeton, den viele von uns immer noch mit Kerzerln und Blumen in der Kurve von Lambichl bei Klagenfurt assoziieren, nichts anderes als das Flaggschiff der Marke VW. Nicht das meistverkaufte Modell, das ist bei uns derzeit der T-Roc vor dem Golf, und auch nicht das teuerste Modell, das ist wohl der Touareg, aber das größte (wenn man Multivan und California beiseitelässt, die ja schon Kleinbusse sind). Viermetersechsundachtzig Limousine, quasi der Nobelpassat – und dennoch weitgehend unbekannt und im Straßenverkehr nicht sehr präsent. Vielleicht, weil er eben Volkswagen heißt und nicht Managerwagen.

Schnittig soll er sein, elegant und sportlich, auch praktisch und komfortabel. In der R-Linie wirkt er etwas verwegener, weniger betulich. Und technisch wurde er im Zuge des Facelifts auf den aktuellen Stand gebracht.
Foto: Stockinger

Die Stärken liegen im Komfort, das ist zum einen der Fahrkomfort, der auf den langen Radstand von 2,84 Meter zurückzuführen ist, zum anderen am Platzangebot: Es ist ausreichend davon vorhanden. Damit bietet sich der Arteon natürlich auch als Familienwagen an, selbst wenn er vom ersten Auftritt eher Assoziationen an die Vorstandsetage als den Windeltransport weckt. Kinder haben hinten tatsächlich mehr Platz als sie benötigen, da kann sich die Mutti oder der Vati auch gleich dazugesellen und gemütlich die Beine ausstrecken. Fünf Leute finden ohne Drängen Platz. Für Mitreisende ist der Arteon mindestens ebenso komfortabel wie für die chauffierende Person.

Unter der Kofferraumabdeckung fasst der Gepäckraum 475 Liter. Klappt man die Rückbank um, sind unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen bis zu 1370 Liter Volumen verfügbar.

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Wer auch immer ins Lenkrad greift, wird dabei motorisch souverän unterstützt. Es gibt einen Turbodiesel mit 240 PS. Das Doppelkupplungsgetriebe ist gewohnt super, die Leistung ausreichend. Die Beschleunigung von null auf hundert ist mit 6,5 Sekunden sportlich ambitioniert, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 250 km/h, da wird abgeregelt. Verbrauch: Um die sieben Liter, da muss man wohl auch den Allradantrieb einrechnen.

Die relative Größe des Wagens merkt man subjektiv kaum. Der Arteon fühlt sich leicht und wendig an, das Fahrwerk ist erstaunlich straff abgestimmt, ohne allerdings hart zu werden. Die Lenkung ist angenehm direkt und wird mit zunehmendem Lenkwinkel noch direkter. So muss man im Alltag weniger kurbeln, ohne dabei ein zu giftiges Ansprechen zu erhalten.

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Das Multimediasystem kennen wir ähnlich aus Golf und Passat, da hätten sich manche wohl mehr erwartet. Wir freuten uns über die Vertrautheit in der Bedienung, da kommen alle Funktionen recht logisch über die elektronische Rampe. Die vielen Softtouch-Tasten, die es am Lenkrad oder in der Mittelkonsole gibt, haben allerdings den Nachteil, dass man schon genauer hinschauen muss, was man da gerade wie bedient, die haptische Rückmeldung wie bei einem Drehknopf fehlt weitgehend.

Die R-Linie, die hier als optische Ausstattungslinie angeboten wird, versucht dem Wagen einen sportlicheren Anstrich zu geben. Er schaut ein bisschen giftiger und schärfer drein, weniger betulich.

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Preislich beginnt der Arteon bei knapp 50.000 Euro, unser Testwagen (Arteon R-Line TDI DSG 4Motion) kostet nackt knapp 60.000 Euro, mit allen Extras dann doch 80.000. Das ist ein erwachsener Preis.

Der Arteon R hingegen, nicht Ausstattungslinie, sondern Motor, kann dann immerhin auf 320 PS zurückgreifen, Kosten ab 76.000 Euro. Wer es umweltschonender angehen will, wird mit dem Plug-in-Hybrid glücklicher werden, die beiden Antriebe gemeinsam kommen zu einer Systemleistung von 218 PS. 55 Kilometer wären rein elektrisch möglich. (Michael Völker, 19.7.2021)