Kurz auf großer Tour.

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Hatte man Sebastian Kurz (ÖVP) bei seinem letzten Besuch in den USA vor zwei Jahren noch den roten Teppich in Washington ausgerollt, muss sich der Bundeskanzler diesmal mit einem weit weniger prunkvollen Zeremoniell zufriedengeben.

Anders als sein Vorgänger Donald Trump gewährt US-Präsident Joe Biden dem Österreicher keine Audienz im Weißen Haus. Und anders als 2019, als Kurz zuletzt als Bundeskanzler die USA besuchte, führt ihn die Reise diesmal auch gar nicht erst in die US-Hauptstadt am Potomac. Er reist nach New York, wo er am Dienstag im Uno-Hauptquartier am Hudson River im Uno-Wirtschafts- und Sozialrat (Ecosoc) zum Thema Nachhaltigkeit sprechen wird.

Zuvor traf Kurz am Montag den Hausherrn António Guterres und spulte ein bilaterales Besuchsprogramm ab – konkret wollte der Bundeskanzler das von dem Österreicher Max Hollein geführte New Yorker Metropolitan Museum of Art besuchen und Nachfahren von Holocaust-Opfern die österreichische Staatsbürgerschaft überreichen. Auch der glücklose demokratische Präsidentschaftsbewerber Michael Bloomberg räumte Kurz eine Audienz ein.

Danach geht die Reise in die Rocky Mountains, wo der Kanzler, der schon 2019 nach seiner Abwahl im Nationalrat eine Studienreise ins Technologie-Mekka Silicon Valley unternommen hat, in Montana einer informellen Konferenz internationaler Entscheidungsträger aus Wirtschaft, Politik und Medien beiwohnt – auf Einladung von Ex-Google-Chef Eric Schmidt.

"Auch in den USA angeschlagen"

Während Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel nahezu zeitgleich Joe Biden treffe, müsse sich Österreichs Kanzler diesmal mit der zweiten Reihe zufriedengeben, konstatiert der österreichischstämmige Politikbeobachter Peter Rough vom konservativen Washingtoner Hudson Institute in der APA: "Kurz ist in New York, und Merkel ist in Washington. Während der Trump-Regierung hätte man sich lieber mit Kurz getroffen."

Für die Biden-Regierung spiele Österreich eine vergleichsweise kleine Rolle, so Rough. Hatte Trump Kurz noch als dynamischen Mitte-rechts-Politiker betrachtet, über den man sich Zugang zu den Visegrád-Staaten in Mittelosteuropa erhoffte, würden Patzer wie die Chat-Affäre rund um Thomas Schmid von der neuen Regierung in Washington mit Argusaugen beobachtet. Kurz, so Rough, sei auch in den USA wegen seiner innenpolitischen Probleme angeschlagen. (red, 12.7.2021)