Die Huntsman V2 Analog hat einen stattlichen Preis, dafür erhält man aber auch eine äußerst gut verarbeitete Tastatur, die einige Features bietet.

Foto: DER STANDARD

Optomechanische Tastaturen sind der neueste Schrei in der Welt der mechanischen Tastaturen. Natürlich darf dann ein Hersteller wie Razer bei der neuesten Entwicklung der Gaming-Keyboards nicht fehlen. Der Name des Geräts lautet Huntsman Analog V2, und es überrascht mit vielen Features, beachtlicher Größe, aber auch einem hohen Preis. Im Moment sind knapp 260 Euro zu berappen, will man die Huntsman V2 sein Eigentum nennen. DER STANDARD hat sie getestet.

Alleskönner

Als Redakteur, Gamer und gleichzeitig Student, der in dem mühsamen Prozess verfangen ist, eine Masterarbeit zu vollenden, ist man natürlich auf der Suche nach einem idealen Arbeitsgerät. Da muss eine Tastatur nicht nur funktionieren, sondern auch einen gewissen Komfort bieten, denn man verbringt mit ihr mehrere Stunden täglich. Gleichzeitig darf sie einen nicht vor zu große Probleme bei der Verwendung stellen. Mechanische Gamingtastaturen sind schon lange nicht mehr bloß Tastaturen mit mechanischen Schaltern, die mit einer RGB-Beleuchtung ausgestattet werden, um Videospielerinnen zu ködern, sondern wesentlich mehr. Mechanische Tastaturen sind vor allem auch für Vielschreiber ein Anlaufpunkt.

Die Huntsman V2 Analog in ihrer Vollen Pracht.
Foto: DER STANDARD

Wenn dann eine Tastatur auch noch verspricht, dass man die Tastenauslösung selbst programmieren kann, wird die Huntsman V2 umso interessanter. Denn das Hauptfeature sind die analogen optischen Switches, die Razer selbst entwickelt hat. Das bedeutet: Beim Drücken der Schalter blendet eine Kunststoffabdeckung am beweglichen Teil einen Lichtstrahl ab. Die Tastatur misst dann die verbliebene Stärke des Lichtstrahls auf dem Sensor und gibt dies als analogen Messwert aus.

Wie viel Licht auf diesen gelangt, hängt dabei vom Druck ab, der auf eine entsprechend konfigurierte Taste ausgeübt wird. Dadurch entsteht ein äußerst angenehmes Schreibgefühl, das am ehesten noch mit den typischen und fast schon gewöhnlichen roten Switches von Cherry vergleichbar ist.

Das Geheimnis hinter den Schaltern sieht so aus.
Foto: Razer

Das eigentliche Highlight sind jedoch die analogen Schalter. Durch die analogen Belegungen der WASD-Tasten kann in der Razer-Software Synapse die Tastatur sozusagen in einen Controller umgewandelt werden. So werden die Bewegungstasten, beispielsweise die Taste D, zum "Rechts"-Input eines Analogsticks. Hierzu verwendet Razer das Xinput-Protokoll, das gewöhnlich bei Controllern eingesetzt wird.

Wenn man die Kappen entfernt, sieht man noch besser die Technik.
Foto: DER STANDARD

Dies bedeutet auch, dass sich die Tastatur bei der ersten Inbetriebnahme als ein Xbox-Controller installiert und bei Games, die diese Eingabeform unterstützen, auch so verwendet werden kann. Drückt man eine der neubelegten Tasten nur teilweise durch, lenken oder drehen wir uns entsprechend langsamer.

Mannigfaltige Funktionen

Vor allem für Rennsimulationsspiele, in denen man das Gamepad anwenden will, sollte man im Vorhinein ein eigenes Profil in der Treibersoftware Synapse zuweisen, denn ansonsten kann es schnell passieren, dass ungewollte Nebenwirkungen auftreten. Es ist Vorsicht geboten bei der Wahl der Tasten. Besonders ins Auge fällt jedoch eine weitere Funktion, denn Razer lässt auch den Auslösepunkt der jeweiligen Tasten manuell konfigurieren. Jede Taste kann in der Bandbreite von 1,5 bis 3,6 Millimeter "Drucktiefe" selbst gewählt werden.

Foto: DER STANDARD

Diese Veränderlichkeit macht die Razer Huntsman V2 besonders interessant, wenn man unterschiedliche Anforderungen für verschiedene Spiele und Anwendungen hat. Für das Verfassen von Texten ist ein niedriger Auslösepunkt wesentlich angenehmer als ein höherer, zumindest aus Sicht des Autors. In Counter Strike: Global Offensive wiederum kann man beispielsweise den Auslöseweg für Granaten geringer halten als bei den Bewegungstasten.

R Λ Z Ξ R

In der Software kann auch jegliche Taste, bis auf die Medientasten, zusätzlich mit einer weiteren Funktion versehen werden – was sich in manchen Spielsituationen als nettes Gimmick herausstellt, jedoch nicht zwingend notwendig ist.

Software, eine Niederlage

Die ganzen Features sind, wie bereits angemerkt, immer über die eigens entwickelte Synapse-Software zu steuern. Das große Manko dabei: Die Features werden darin von Razer zu keinem Zeitpunkt erklärt, und man muss sich im "Trial and Error" durch das Bedienungsmenü schlagen. Eine gewöhnliche Betriebsanleitung würde da etwa schon weiterhelfen. Sobald man sich zurechtgefunden hat, funktioniert Synapse aber reibungslos.

Sehr gut verarbeitet

Der restliche Eindruck der Tastatur ist sehr gut. Bei der ersten Inbetriebnahme fällt das etwas hohe Gewicht von 1,24 Kilogramm sofort auf. Der Grund dafür ist, dass sich Razer für ein Aluminiumgehäuse entschieden hat. Mit 44,3 x 14 x 4,4 Zentimetern ist sie außerdem wesentlich größer als viele handelsübliche Tastaturen. Im Lieferumfang enthalten ist eine Handballenauflage, die mit einem sehr weichen Kunstleder versehen ist. Sie lässt sich magnetisch an der Unterseite der Tastatur anheften.

Der USB-3.0-Passtrough sitzt geschickt an der Seite.
Foto: DER STANDARD

Die exzellente Verarbeitung der Huntsman V2 Analog ist wohl ihr größter Trumpf. Kein Tastenklappern, die Tasten sitzen fest und bewegen sich kaum. Denn Razer verbaut "PBT Double Shot"-Tastenkappen. Das bedeutet, dass die Tasten aus Polybutylenterephthalat und im Double-Shot-Verfahren hergestellt worden sind, sie gelten somit als deutlich langlebiger als andere Tastenkappen. In den vergangenen Jahren ist hinsichtlicher dieser Kappen ein kleiner Hype ausgebrochen.

Die Gamingtastatur ist mit einem Aluminiumgehäuse versehen und besitzt natürlich eine RGB-Beleuchtung. Jedoch verzichtet Razer darauf, die Farbpracht im Geiste einer Discokugel erstrahlen zu lassen. Die Beleuchtung hält sich dezent zurück und ist auch über Synapse gänzlich personalisierbar. Die Media-Tasten sind kompakt über dem Nummernblock platziert. Auf der Rückseite befinden sich noch zwei Füße, um die Höhe der Tastatur zu verstellen.

Die Media-Tasten überzeugen ebenso.
Foto: DER STANDARD

Die Huntsman V2 Analog ist mit zwei langen, stoffummantelten Kabeln versehen. Das Tastaturkabel besitzt einen USB-C-Stecker, ein USB-C- und auch ein USB-A-Adapter liegen für den Fall der Fälle bei. Mit dem Zweiten wiederum kann man einen USB-3.0-Port vom PC verlängern, damit man direkt an der linken Seite der Tastatur Geräte oder USB-Sticks anstecken kann. Verwunderlich ist, dass im Lieferumfang Ersatzkappen gänzlich fehlen.

Fazit

Razer ist seit vielen Jahren eine fixe Anlaufstelle in der Gamingszene. Der Huntsman V2 Analog gelingt es, dies zu unterstreichen. Die Verarbeitung ist außergewöhnlich gut, daran werden sich andere Tastaturhersteller sicherlich messen lassen müssen. Die darin verbaute Analogtechnik scheint bis auf ein paar Kinderkrankheiten zu funktionieren.

Sobald man sich in der Software zurechtgefunden hat, kann man die ganzen Features genießen, die einem den Alltag vor dem PC sicherlich erleichtern können – sowohl bei den Office-Tätigkeiten als auch in der Videospielewelt. Insbesondere ist das Schreibgefühl hier nochmals zu unterstreichen. Selten hat es so viel Spaß gemacht, Texte zu verfassen, was wohl auch mit den PBT-Kappen zusammenhängt.

Der Preis von knapp 260 Euro ist jedoch das größte Manko. Denn eine gute mechanische Tastatur und ein eigenes Gamepad wird man sicherlich für weniger Geld bekommen. Außerdem existiert im Moment keine weitere Serientastatur, die eine ähnliche Preisgestaltung aufweist. Wer jedoch über die notwendigen finanziellen Ressourcen für diese Tastatur verfügt, wird mit einem stabilen, ausgeklügelten und potenziell langlebigen Begleiter belohnt. Good Job, Razer! (Florian Zsifkovics, 8.8.2021)