Es gibt kaum jemanden, der keine Horrorgeschichte von einem alten Menschen auf Lager hat, dem der Führerschein abgenommen gehört. Der tragische Unfall am Wochenende in St. Florian hat das ewige Thema um Führerscheinüberprüfungen für Senioren wieder nach oben gespült.

Alten Menschen den Führerschein entziehen zu lassen greift zu kurz.
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Alte Menschen haben relativ wenige Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmern. Sie verursachen mit ihrer defensiven Fahrweise aber mitunter welche. Etwa weil sie ungeduldige Fahrer zum Überholen verleiten.

Emotionale Seite

Alten Menschen nun in Bausch und Bogen den Führerschein entziehen zu lassen – und das ist ja oft der Wunschgedanke hinter den ärztlichen Überprüfungen – greift zu kurz. Alte Menschen haben ein hohes Bedürfnis, mobil und unabhängig zu sein. Vor allem am Land garantiert das nur das Auto. Und für die Nachkriegsgeneration hat die Motorisierung auch eine starke emotionale Seite.

Eine Möglichkeit wäre, alte Menschen regelmäßig zu Fahrsicherheitstrainings zu schicken – bei Führerscheinneulingen ist das schon verpflichtend. So können sie selbst erfahren, welche Situationen sie meistern, welche nicht, und sie erfahren, welche modernen Assistenzsysteme verfügbar sind. Ein solches hätte den Unfall am Wochenende vermutlich verhindert.

Für jene, die dann einsehen, dass es nicht mehr mit dem eigenen Auto geht, muss es auch am Land ein flächendeckendes Mobilitätsservice geben, wie etwa den elektrischen Bürgerbus um einen Euro im burgenländischen Hornstein – zumindest bis die autonom fahrenden Autos kommen. (Guido Gluschitsch, 13.7.2021)