Wirtschaftsministerin Schramböck (ÖVP) will den Pharmastandort Österreich ausbauen.

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Wien – Die Zahl der Jahr für Jahr neu angemeldeten Patente im Pharma- und Life-Science-Bereich stagniert in Österreich seit fast zehn Jahren – wenn auch auf hohem Niveau. Jährlich werden mehr als 500 Patentfamilien in dem Bereich veröffentlicht. Weil die Patentanmeldungen international aber seit einigen Jahren stark wachsen, verliert Österreich weltweit an Marktanteil. Der Standort sei gut, lautet das Fazit von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), aber er könnte besser sein.

Eine vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegebene und am Montag präsentierte Studie widmet sich der heimischen Pharmabranche und ihren Wertschöpfungsketten: Rund 900 Unternehmen beschäftigen etwa 55.000 Arbeitnehmer in der heimischen Pharmabranche in Österreich. Dabei liegt der Fokus laut Studie stärker auf der Forschung als auf der Produktion. Bereits Ende Juni hatte das Wirtschaftsministerium eine Standortstrategie angekündigt, um die Pharmaproduktion in Österreich auszubauen. Erste Ergebnisse sollen in Alpbach vorgestellt werden.

Ansiedelungspolitik

Wie könnte die Strategie aussehen? Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung und Leiter des Economica-Instituts für Wirtschaftsforschung, plädierte für eine gezielte Ansiedelungsstrategie. Die Pharmaproduktion ist überdurchschnittlich stark von ausländischen Vorleistungen abhängig. Weltweite Wertschöpfungsketten seien effizient, weil kostensparend. Aber auch wenn das Gros der Importe aus Europa kommt, berge die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten Risiken für die Versorgungssicherheit.

Österreich könnte laut dem Ökonomen aber nicht nur wichtige Vorleistungen ins Land holen, sondern sich auch als Produktionsstandort für Substanzen etablieren, die sonst nirgendwo in Europa hergestellt werden. Damit könne man eine Sonderstellung schaffen. Ministerin Schramböck verwies auf die Penicillin-Produktion von Novartis in Kundl in Tirol – die einzige solche in Europa. (luis, 12.7.2021)