Im Verkehrsverbund-Ostregion, der größten Pendlerregion Österreichs, sind die Verhandlungen über das 1-2-3-Ticket besonders mühsam.

Foto: VOR/Bollwein

Wien – Der für das österreichweite 1-2-3-Ticket für die Öffis noch ausstehende Verkehrsverbund Ostregion (VOR; für die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland zuständig) bekräftigte am Montag, alle drei Stufen des Klimatickets auf einmal einführen zu wollen. Und: Die drei Länder haben für den mit Abstand größten noch weitere Neuerungen vor, die zu einem 1-2-3-4-Ticket führen könnten.

VOR-Geschäftsführerin Karin Zipperer argumentierte am Montag, dass "die Menschen vor allem das 1er, das Regionalticket, wollen". Sie begründete das im "Ö1- Mittagsjournal" mit der Nachfrage der Berufspendler, die entweder das 1er- oder 2er-Ticket wünschten.

Der burgenländische Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) wünscht sich, dass Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) akzeptiert, dass Niederösterreich und Burgenland tariflich zu einer Region verschmelzen. Das hätte den Vorteil, dass burgenländische Wien-Pendler nicht benachteiligt würden, weil diese auf dem Weg nach Wien in der ursprünglichen Variante für drei Bundesländer zahlen müssten. Eine entsprechende Einigung haben die drei Bundesländer für die mit Abstand größte Pendlerregion in Österreich vorige Woche erzielt – DER STANDARD berichtete exklusiv.

Vier Stufen, nicht nur drei

Der Weg dort hin besteht in einer Art Spezialticket, das nach den Vorstellungen der Ostregion-Länder folgendermaßen aussehen könnte: Das Burgenland und Niederösterreich würden für die Netzkarte tariflich zu einem Bundesland, diesfalls allerdings nicht um 365 Euro pro Jahr, sondern um rund 550 Euro. Und: ein weiteres "Regionalticket" für alle drei VOR-Länder würde ungefähr 900 Euro pro Jahr kosten.

Im Endeffekt hätte die Ostregion dann ein 1-2-3-4-Ticket: eine Netzkarte für Wien um 365 Euro, eine Netzkarte für Niederösterreich und Burgenland um 550 Euro, ein Regionalticket für Wien, Niederösterreich und Burgenland um 900 Euro. Obendrauf, quasi als Schlagobershäubchen, käme das Bundesticket, also die Dreierstufe des 1-2-3-Klimatickets für alle Öffis in ganz Österreich um 1096 Euro, die das Verkehrsministerium oben drauf setzt.

Mehr Pendler, weniger Geld

Die Ostregion mit rund 60 Prozent aller Berufspendler in Österreich ist die letzte Region, die mit dem Verkehrsministerium noch keinen "Umsetzungsvertrag" unterzeichnet hat. Weil es sich, wie berichtet, bei der Finanzierung spießt, und zwar gewaltig.

Für den Ausbau der zwei regionalen Stufen sind die Länder und Kommunen zuständig, die angesichts der massiven Einnahmenverluste – das Klimaticket ist ja erheblich billiger als die derzeitigen Zeit- und Netzkarten – aber finanzielle Unterstützung brauchen und verlangen. Von den hundert Millionen Euro, die das Verkehrsministerium dafür in Aussicht gestellt hat, bekämen die drei Pendler-stärksten Länder rechnerisch nur 43 Millionen Euro.

Langfristige Finanzierung

Klar ist auch: Die von Gewessler angekündigten hundert Millionen Euro jährlich würden dafür nicht reichen, kritisierte Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP). Man brauche ein Vielfaches, und das mittel- und langfristig, um bei den Kosten nicht auf der Strecke zu bleiben.

Auch hätte man früher verhandeln müssen, so der Vorwurf, den das Verkehrsministerium zurückwies. Ob sie die Spezialvarianten akzeptieren oder dulden werde, ließ die Ministerin offen, signalisierte allerdings Verständnis: "Je schneller die Bundesländer fertig sind, umso besser für das Gesamtprojekt." Eine Zusammenlegung von Niederösterreich und dem Burgenland sei "eine sehr gute Basis". (ung, APA, 13.7.2021)