Trauer um Schurli.

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Wien – Doppelte Trauer im Wiener Tiergarten Schönbrunn. Nachdem am vergangenen Freitag Elefantenmädchen Kibali ganz plötzlich verstorben ist, gab der Zoo am Dienstag einen weiteren Todesfall bekannt: Bereits am Sonntag ist die Seychellen-Riesenschildkröte Schurli verstorben, heißt es in einer Aussendung. Er war der älteste Bewohner des Zoos, lebte dort bereits seit 1953.

"Sein genaues Alter ist nicht genau bekannt, aber 130 Jahre hatte er wohl schon auf dem Panzer", wird Zoologe Anton Weissenbacher zitiert. "Viele Tiergartenbesucher kannten ihn quasi ewig."

Zoovienna Tiergarten Schönbrunn

In seinen 68 Jahren im Tiergarten Schönbrunn wurde Schurli von Generationen von Tierpflegern betreut. "Er hatte einen starken Charakter und war liebenswert stur. Er genoss es, am Hals gestreichelt zu werden", sagt Tierpfleger Maximilian Schön. Man sah Schurli oft beim Baden oder im Sommer unter dem Rasensprinkler. "Beim Futter bevorzugte er saftige Gurken und trockene Blätter. Die waren für ihn wie Chips – nur gesünder."

Schurli habe in den letzten Tagen leider zusehends abgebaut. Er stand unter intensiver Beobachtung der Zootierärzte, berichtete der Tiergarten. Seine Tierpfleger kümmerten sich bis zum letzten Tag liebevoll um den "alten Herrn". Schurli lebte mit seinen beiden Artgenossen, dem Männchen Menschik und dem Weibchen Mädi, im Aquarien-Terrarienhaus.

Schurli ist Patentier von Ex-Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).
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EM-Orakel und Model

In seinem langen Leben hat Schurli viel erlebt, unter anderem zwei Weltkriege. Bei der Fußball-EM 2016 war er als Orakel im Einsatz. Im selben Jahr wurde er das Patentier des damaligen Wiener Bürgermeisters Michael Häupl (SPÖ). Bei Werbefotos war das Tier als "Model" gefragt. Im Rahmen einer 2019 veröffentlichten Studie bewies das Tier, wie schlau Seychellen-Riesenschildkröten sind.

Nun gilt Menschik als ältester Bewohner des Tiergarten Schönbrunn. Er kam kurz nach Schurli in den Wiener Zoo und wird nur unwesentlich jünger geschätzt.

Kibali

Es ist der zweite Todesfall eines beliebten Zootiers binnen weniger Tage. Erst Freitagnachmittag ist das Elefantenmädchen Kibali plötzlich verstorben. Das Jungtier hätte diese Woche seinen zweiten Geburtstag gefeiert. Laut Tiergarten wirkte sie am Donnerstag etwas matt, zeigte aber keine anderen Symptome. Die Tierpfleger hielten sie unter genauer Beobachtung.

Am Freitag kippte sie vor den Augen von Tierpflegern und Tierärzten einfach um und war sofort tot. Kibali verstarb an akutem Herzversagen, das Mensch und Tier in jedem Alter treffen kann, so der Tiergarten. Die pathologische Untersuchung habe bestätigt, "dass man leider völlig machtlos war". (red, APA, 13.7.2021)