Klar: Auf dem Smartphone spielen ist nicht das gleiche, wie sich in Ruhe vor ein PC oder eine Konsole zu setzen. Und doch ist unleugbar, dass Android und iOS in den vergangenen Jahren zu wichtigen Gaming-Plattformen aufgestiegen sind – und dort auch massiv zu den Umsätzen in den jeweiligen App-Stores beitragen. Insofern ist es nur konsequent, dass Google mit dem "Google for Games Developer Summit" gar eine eigene Konferenz für dieses Thema hat. Diese ist am Montag gestartet, und der Softwarehersteller nutzte die einleitende Keynote für eine Reihe von Neuankündigungen.

Direkt spielen

Android 12 soll eine Funktion namens "Play as you download" erhalten. Selbst bei großen Games soll es dadurch innerhalb weniger Sekunden möglich sein, das Spiel zu starten – und damit lange, bevor der Download überhaupt fertig ist. Ähnliche Funktionen gibt es bei Sonys Playstation und Microsofts Xbox schon länger, auf Smartphones war das aber lange nicht notwendig. Mit der derzeit rasant wachsenden Größe mobiler Spiele sind aber auch die Wartezeiten immer länger geworden, was wiederum dazu führt, dass viele Interessierte den Download frustriert abbrechen, anstatt auf das Spiel zu warten.

Im Vergleich: Während bei Smartphone 1 ohne "Play as you download" noch heruntergeladen wird, hat Smartphone 2 schon Start und Splash-Screen hinter sich und steht zum Spielen bereit.
Grafik: Google

Grundlage dieses Features ist ein von Google entwickeltes, neues virtuelles Dateisystem. Dieses nennt sich "Incremental File System" und ist speziell darauf ausgelegt, die Ausführung von Programmen direkt während des Downloads zu erlauben. Eine weitere Voraussetzung ist die Nutzung des App-Bundle-Formats für die Paketauslieferung, dessen Nutzung aber ohnehin ab August verpflichtend wird. Dieses erlaubt gezielte Optimierungen für einzelne Geräte, aber eben auch die Priorisierung einzelner Bestandteile für den Download.

Für alle

Generell soll "Play as you download" künftig automatisch bei allen Spielen zum Einsatz kommen, die Entwickler müssen dafür also nichts tun. Umgekehrt gibt es die Möglichkeit eines Opt-out, wenn man diese Feature in einem eigenen Spiel nicht anbieten will. Voraussetzung ist aber eben, dass auf dem betreffenden Gerät das kommende Android 12 läuft. Denn erst dieses bietet Unterstützung für "Incremental FS".

Es ist auch nicht Googles erster Ausflug in dieser Richtung. Unter dem Namen "Google Play Instant Apps" gibt es schon länger die Möglichkeit, Apps und Spiele direkt ohne Installation auszuprobieren. Auf der technischen Seite funktioniert dies aber anders – die Programme werden in priorisierte, kleine Bestandteile zerlegt und an das Gerät gestreamt –, zudem handelt es sich dabei um ein Opt-in-Feature. Was in dem konkreten Fall auch bedeutet, dass es nur von wenigen Entwicklern genutzt wurde.

Game Dashboard

Eine zweite Neuankündigung betrifft ebenfalls Android 12: Mit der nächsten Softwaregeneration soll ein eigenes "Game Dashboard" Einzug halten. Dabei handelt es sich quasi um Googles offizielle Version dessen, was es jetzt schon bei vielen Android-Geräten gibt. Mithilfe eines über dem Spielgeschehen gelagerten Knopfs können diverse Detaileinstellungen und Zusatzfunktionen erreicht werden. Dazu zählt etwa die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Performanceprofilen zu wählen oder auch den "Do not disturb"-Modus zu aktivieren. Zudem gibt es Zugriff auf die Screenshot- oder Screencast-Funktionen, und auch das Starten eines Livestreams in Richtung Youtube und Co soll hier integriert werden

Ein erster Blick auf das Game Dashboard aus einer Google-Präsentation.
Grafik: Google

Mit den erwähnten Performanceprofilen gehen auch diverse Schnittstellen für Entwickler einher, damit diese die neuen Möglichkeiten optimal nutzen können. Dabei geht es etwa darum, auf unterschiedliche Einstellungen der Nutzer mit eigenen Anpassungen zu reagieren. Es soll dabei drei Einstellungsmöglichkeiten geben: "Performance", "Standard" und "Battery Saver". Die Namen sind dabei eigentlich selbsterklärend, aber trotzdem: Bei Ersterem soll leistungsmäßig das Letzte aus dem Smartphone herausgeholt werden, während Letzteres den Fokus ganz auf eine möglichst gute Akkuleistung legt.

Manche Android-12-Geräte

Unklar ist derzeit noch, auf welchen Geräten das Game Dashboard schlussendlich landen wird. Google selbst spricht von "ausgewählten Geräten", die unter Android 12 laufen. Es ist davon auszugehen, dass die nächste Pixel-Generation dazu zählen wird, sonst ist aber noch offen, welche Geräte unterstützt werden. Allerdings betont Google, dass die Verfügbarkeit nach und nach ausgedehnt werden soll. Spannend könnte auch werden, wie viele Hersteller von Gaming-Smartphones auf die Google-Lösung wechseln und welche lieber weiter eigene Dienste für diesen Zweck einsetzen. (Andreas Proschofsky, 13.07.2021)