Auf Dayot Upamecano kommt bei den Bayern ein hartes Stück Arbeit zu.

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München – Hasan Salihamidzic hatte sichtlich Freude an seiner "kleinen Anekdote". Königstransfer Dayot Upamecano, erzählte der Sportvorstand des FC Bayern, habe nach seiner Vertragsunterschrift spontan eine Rede vor den Münchner Bossen gehalten. "Das habe ich noch nie erlebt", berichtete Salihamidzic und lachte.

Upamecano habe "uns alle überrascht damit, wie gut er da schon vor allen gesprochen hat", lobte Salihamidzic den neuen Abwehrchef und betonte: "Das erwarten wir von ihm. Dass er von hinten lautstark seine Kommandos gibt. Das brauchen wir, und das weiß er auch."

Lückenfüller um 42,5 Millionen

Der ehemalige Leipziger, für stolze 42,5 Millionen Euro vom Rivalen losgeeist und mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet, soll beim deutschen Rekordmeister eine tief klaffende Lücke füllen. Abwehrchef David Alaba hat die Bayern ebenso verlassen wie dessen Vertreter Jerome Boateng und Javi Martinez – allesamt doppelte Triple-Gewinner. Zudem fallen die verletzten Defensivspezialisten Lucas Hernandez (Knie) und Alphonso Davies (Sprunggelenk) zum Saisonstart im August aller Voraussicht nach aus.

"Wir haben einige gute Spieler verloren", meinte Salihamidzic. Weitere Zugänge seien nicht eingeplant – auch, weil gegen die finanziell stärkere internationale Konkurrenz "im Moment nichts zu machen" sei. Stattdessen sei Upamecano "mit seinen Leaderqualitäten von Anfang an gefragt".

"Ich werde alles geben"

Der Neue zeigte sich bei seiner Vorstellung am Dienstag wild entschlossen, den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Er sei mit seinen 22 Jahren zwar noch jung und müsse "lernen", seiner Rolle sei er sich aber bewusst: "Ich muss mit meinen Kollegen da hinten sprechen und versuchen, voranzugehen." Gleich mehrmals betonte der französische Nationalspieler: "Ich werde alles geben. Ich werde kämpfen und nie locker lassen."

Deutlich schüchterner gab sich Omar Richards. Dass er vom englischen Zweitligisten FC Reading zum großen FC Bayern wechseln würde, "konnte ich erst gar nicht fassen", berichtete der Linksverteidiger, "das konnte keiner glauben". Der 23-Jährige (ablösefrei/Vertrag bis 2024) versprach, er werde "bereit sein, sobald ich gebraucht werde".

Das wird wegen der Verletzungen von Hernandez und Davies schon im ersten Testspiel am Samstag (16.00 Uhr/MagentaTV) gegen den 1. FC Köln in Villingen der Fall sein. Im Abwehrzentrum ließ Trainer Julian Nagelsmann zuletzt mit Upamecano und dessen noch jüngerem Landsmann Tanguy Nianzou trainieren, den er als "herausragendes Talent" schätzt.

Mehr Variabilität

Perspektivisch dürfte Hernandez den 19-Jährigen verdrängen, zudem steht DFB-Nationalspieler Niklas Süle als Backup bereit. Benjamin Pavard wird nach seiner Rückkehr aus dem EM-Urlaub rechts verteidigen, sofern Nagelsmann nicht mit einer Dreierkette spielen lässt. "Die Spieler dürfen sich darauf einstellen, dass es variabel wird", sagte er, komplett "auf den Kopf stellen" will er das bewährte System mit Viererkette aber nicht.

Ansonsten legt auch Nagelsmann großen Wert auf gute Kommunikation in seiner Hintermannschaft. Dass Upamecano diese nach sechs Jahren in Österreich und der Bundesliga auch auf Deutsch beherrscht, bewies er mit seiner Antrittsrede.

Was genau er sagte? "Das bleibt zwischen ihm und mir", sagte er und deutete mit einem Schmunzeln auf Salihamidzic. Nur so viel: "Es war wichtig für mich auszudrücken, wie zufrieden und glücklich ich bin, hier zu sein." (sid, 13.7.2021)