Kunst im Container: Die Künstlerin Xenia Hausner stellt bei der Gmunden Photo jene Fotografien aus, die sie als Grundlage für ihre großformatigen Frauenporträts anfertigt.

Foto: Rudi Gigler

Mit Fotografie verbindet man die Künstlerin Xenia Hausner nur am Rande. Es sind großformatige, kunterbunte Frauenporträts, die in Hausners Schaffen im Mittelpunkt stehen. Was manche nicht wissen: Diese entstehen in Auseinandersetzung mit zuvor angefertigten Fotografien. Oder wie Hausner selbst sagt: "Ich male den Widerspruch zum Foto."

Im Rahmen der erstmals stattfindenden Gmunden Photo sind jetzt einige der Fotos zu sehen, deren malerische Ausarbeitung derzeit auch in der Hausner-Retrospektive in der Albertina zu bestaunen sind. Da begegnet man in einem Zugabteil fünf jungen Frauen, ein Bild, das in Auseinandersetzung mit den jüngsten Fluchtbewegungen entstanden ist, oder zwei auf engstem Raum hausenden Asiatinnen, eine Reaktion auf eine Hongkong-Reise.

Aufwendig arrangiert, sind die Fotografien in Komposition und Farbigkeit durchaus Kunstwerke, die einen eigenständigen Platz in Österreichs Fotografieszene beanspruchen könnten. Diese abzubilden und mit internationalen Positionen zu ergänzen ist das Konzept der von Felix Leutner und Tom Wallmann erstmals ausgerichteten Gmunden Photo.

Im Seeviertel am Ufer des Traunsees hat man dafür im Rahmen der Festwochen Gmunden 29 Frachtschiffcontainer aufgestellt, die jeweils einem der 24 teilnehmenden Fotokünstler Herberge bieten: ein bestechendes Konzept nicht nur vor dem Hintergrund von Covid, sondern auch weil man dadurch 24 Miniausstellungen präsentiert.

Sassen, Pfeifer, Semotan

Jede künstlerische Position steht für sich allein und knüpft gleichzeitig ein Verbindungsnetz zu den Arbeiten des Nachbars: Diese haben teilweise so berühmte internationale Namen wie Viviane Sassen, Walter Pfeifer oder Jack Pierson oder gehören zu Österreichs bekanntesten Mode- und Werbefotografen (Elfie Semotan, Jork Weismann). Dazwischen findet sich aber eine ganze Reihe jüngerer Fotografen, die Kurator Beda Achermann mit einem feinen Gespür für Qualität und Zeitgeist ausgewählt hat. Nicht ein thematischer Gedanke hält die Ausstellung nämlich zusammen, sondern einzig die Vorlieben Achermanns.

Diese sind nicht die allerschlechtesten: Da zeigt der aus Ghana stammende und in Wien lebende Künstler Jojo Gronostay Fotos von Absätzen europäischer Frauenschuhe, die am Markt von Accra angeboten werden, und wirft damit komplexe Fragen nach Identität und Wertesystemen auf. Oder da wühlt der junge Angewandte-Absolvent Simon Lehner im Fotoarchiv seiner Jugend und lässt Erinnerungen in Form von 3D-Renderings wieder auferstehen.

Die tolle Stefanie Mooshammer bespielt ihren Container mit einem Roadtrip durch Amerika, der chinesische Fotograf Feng Li zieht nachts durch die Stadt und huldigt mit Blitzlicht dem Unheimlichen. Fazit: ein kleines, innovatives Fotofestival und eine Attraktion mehr für das Salzkammergut. (Stephan Hilpold, 14.7.2021)