Der Lab Truck.

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Innsbruck – Nach dem Wirbel rund um die Durchführung von PCR-Tests in Tirol durch die HG Lab Truck, die Tochterfirma der HG Pharma, hat das Land nun nach einer europaweiten Ausschreibung mit vier Bietern und Bietergemeinschaften eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen. Die PCR-Testauswertungen werden auf jeweils nach Regionen festgelegte Lose aufgeteilt, teilte das Land auf APA-Anfrage mit. Die Lose werden bis zum 30. September des heurigen Jahres vergeben.

Das Auftragsvolumen von 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 soll sich auf 38,9 Millionen Euro belaufen. Für den Zeitraum nach Ende September sollen zeitgerecht wiederum neue Lose vergeben werden. "Dies deshalb, um sich bestmöglich auf den tatsächlichen Bedarf an Testungen einzustellen – jeweils entsprechend den aktuellen Entwicklungen", hieß es seitens des Landes.

Auf die Plätze, fertig, Los

Bei den vier Bietergruppen handelt es sich um die Bietergemeinschaft Tiroler Fachlabore (Tyrolpath, Labor Dr. Möst, Labor Dr. Walder), das Institut für Virologie der Medizinischen Universität Innsbruck unter der Leitung der Virologin Dorothee von Laer, die Sinsoma GmbH und die Lifebrain COVID Labor GmbH. Die Bieter müssen nun bis zum 16. Juli Angebote zu den festgelegten Losen abgeben. Sie könne sich für ein Los für eine Region oder aber für mehrere bewerben. Die Angebote werden dann geprüft, anschließend wird aufgrund der festgelegten Kriterien eine Auswahl getroffen. Aufgelistet wurden Los 1 (Region West), Los 2 (Region Mitte), Los 3 (Region Ost) und Los 4 (Region Süd).

Insgesamt neun Bietergemeinschaften hatten ursprünglich ein Angebot abgegeben. Diese wurden von "internen und externen ExpertInnen geprüft". Nach dem Ende der Zusammenarbeit zwischen dem umstrittenen, mittlerweile ehemaligen Chef von HG Pharma, dem Urologen Ralf Herwig, und dem Land Tirol hatte von Laers Institut die Befundung der PCR-Tests der HG Pharma vorerst bis zur neuerlichen Vergabe übernommen.

Falsche Bewertungen

Die schwarz-grüne Landesregierung war Anfang Mai wegen der Causa unter Beschuss geraten. Vor allem die Direktvergabe des rund acht Millionen Euro schweren Auftrags ohne Ausschreibung im vergangenen September sorgt für scharfe Kritik. Ein unrechtmäßiges Handeln dabei stellte das Land stets in Abrede. Es war zu offenbar teils falschen Mutationsbewertungen bei den Tiroler PCR-Proben durch die HG Lab Truck gekommen.

Anfang Juni wurde bekanntgegeben, dass rund 380 Fälle nach einem vorläufigen Zwischenergebnis der bisherigen Sequenzierungen der Ages umgestuft werden müssen. Dadurch wurden insgesamt rund 70 Fälle der Fluchtmutante B1.1.7-E484K weniger verzeichnet als ursprünglich angenommen. In jedem einzelnen Fall, wo die Labordaten ursprünglich einen Mutationsverdacht aufzeigten, lag laut Land Tirol jedoch auch tatsächlich eine Mutation vor.

Die Causa, die für gehörigen politischen Sprengstoff sorgte, ist inzwischen auch ein Fall für den Landesrechnungshof. Dieser beleuchtet die Vorgänge derzeit in einer Sonderprüfung. Der Endbericht soll im Oktober vorliegen. Ob die Mutations-Causa auch ein Fall für die Gerichte wird, war vorerst offen. Die Prüfung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), ob ein Anfangsverdacht auf schweren Betrug gegeben ist, dauert weiter an. Es stehe der Vorwurf im Raum, dass die HG Lab Truck die vom Land Tirol in Auftrag gegebenen PCR-Tests "nicht sach- und fachgerecht durchgeführt hätte bzw. zur Durchführung solcher Tests nicht qualifiziert und berechtigt gewesen sei", hatte es seitens der Anklagebehörde geheißen. (APA, 13.7.2021)