"Ich bin quasi ein Produkt des ORF. Ich weiß, was es braucht", verlautbarte Lisa Totzauer im Video anlässlich der Bekanntgabe ihrer Kandidatur am Dienstag.

Foto: APA / Herbert Neubauer

Wien – Sie blickt auf eine bald 25-jährige Karriere im ORF zurück und wäre nach Monika Lindner die erst zweite Frau im ORF-Chefsessel: Lisa Totzauer hat sich offiziell neben dem amtierenden ORF-General Alexander Wrabetz ins Spiel für die Wahl am 10. August gebracht. Ihre Erfahrung macht sie dabei zum Programm: "Ich bin quasi ein Produkt des ORF. Ich weiß, was es braucht", verlautbarte sie im Video anlässlich der Bekanntgabe ihrer Kandidatur.

Die ORF-Managerin wurde bereits seit längerem als bürgerliche Alternative zum SPÖ-nahen Wrabetz gehandelt. Die 1970 geborene Wienerin wurde 2018 von ORF-Generaldirektor Wrabetz zur Channelmanagerin für ORF 1 bestellt, wobei die Gerüchtebörse damals zu wissen meinte, dass es sich um eine politisch mit den damaligen Regierungsparteien ÖVP und FPÖ akkordierte Bestellung gehandelt habe. Alle Beteiligten dementierten dies aber.

Vergleichende Literaturwissenschaft

Die Magistra der Vergleichenden Literaturwissenschaft begann ihre ORF-Karriere 1997 im Aktuellen Dienst des Landesstudios Niederösterreich. Ab 1999 war sie Mitglied der "Zeit im Bild"-Redaktion, zunächst als Redakteurin und Reporterin, später als ZiB-Sendungsverantwortliche. 2010 galt sie als aussichtsreiche Bewerberin für die Leitung der TV-Magazine. 2013 wurde sie auf Vorschlag von Programmdirektorin Kathrin Zechner von Wrabetz zur Infochefin von ORF 1 bestellt, wo die verheiratete Mutter zweier Kinder unter anderem Formate wie "ZiB-Flash", "ZiB 20", "DOKeins" und das "ZiB Magazin" verantwortete. Aber auch die Entwicklung der Erfolgsproduktionen "Wahlfahrt", "Wahlfahrt Europa" und "Nationalraten – Die politische Quiz-Talk-Show" gestaltete sie in dieser Zeit mit. Die Früchte ihrer Arbeit konnte sie bald ernten: 2016 wurde sie vom Branchenmagazin "Der Österreichische Journalist" mit einem Sonderpreis für Innovation geehrt.

2018 gelangte sie in ihre derzeitige Funktion, im selben Jahr wurde sie mit der Medienlöwin in Gold und somit als Medienfrau ausgezeichnet, die anderen Frauen als Vorbild diene. Totzauer zeichne aus, dass sie bei den Neubesetzungen von ORF-Toppositionen "nicht nur die einzige Frau unter den Beförderten" war, "sondern auch die Einzige, deren Qualifikation über jeden Zweifel erhaben war", hieß es damals in der Begründung.

Himmelfahrtskommando ORF 1

Dabei hatte sie angesichts der Sogwirkung vieler Streamingplattformen auf vor allem junge Zielgruppen keinen leichten Job übernommen. ORF 1 gilt Sender-intern als Himmelfahrtskommando und eine der schwierigsten Aufgaben am Küniglberg, hat man doch abseits von sportlichen Highlights mit Quotenproblemen zu kämpfen, da der Sender dezidiert auf ein jüngeres Publikum als ORF 2 ausgerichtet ist.

Eine ihrer Bemühungen, mit ORF 1 beim jungen Publikum zu punkten, ist die im Herbst 2020 eingeführte einstündige Fläche "Fannys Friday", in der wöchentlich ab 15.40 Uhr eigenproduzierte Reportagen, Kurz-Dokus, Magazinbeiträge, Interviews und Experimente gezeigt werden. "ORF 1 richtet sich an junge Menschen, die weltoffen und neugierig sind", wurde Totzauer damals zitiert. Als langfristiges Ziel gab sie bei Antritt ihrer Funktion als Channelmanagerin an, den Vorabend von ORF 1 (18.00 bis 20.00 Uhr), der als Abspielfläche für US-Serien in Verruf geraten ist, mit Eigenproduktionen zu bestücken.

"Starmania 21", "Wischen ist Macht", "Walking on Sunshine"

Als Channel-Managerin war sie für Hauptabend-Erfolge wie "Starmania 21" verantwortlich, mit Experimenten wie der Comedy-Serie "Wischen ist Macht" oder "Walking on Sunshine" setzte sie auf ein "rot-weiß-rotes Paket" am Montagabend. Formate wie "Fakt oder Fake" und die Reportageleiste "Das Leben ist schön" waren weitere Versuche, "einen humorvollen und authentischen Blick in Österreichs Lebenswelten" zu werfen.

Manches Experiment floppte jedoch und auch bei der zumindest vorläufigen Einstellung des Late-Night-Satireformats "Gute Nacht Österreich" mit Peter Klien tauchte ihr Name in den Medien auf. Die Show müsse weniger "gepresst" und "leichter in der Anmutung" werden, begründete sie die damalige Einstellung. Gemunkelt wurde aber auch, dass die von der Plattform "Dossier" beigesteuerten Recherchen teilweise politisch zu unbequem waren.

Ihr beständiges Ziel in den drei Jahren als Channel-Managerin war es, "weg von amerikanischer Kaufware hin zu österreichischem relevantem Content in allen Genres" zu kommen. Ein Weg, den sie künftig eine Etage weiter oben forcieren will. (APA, 14.7.2021)

Lust auf Serien?