Bandleader und Komponist Christian Muthspiel bringt Jazz zum Carinthischen Sommer.

Werner Kmetitsch

Es wird beim am Mittwoch beginnenden Carinthischen Sommer (14. 7. bis 29. 8.) ein paar Uraufführungen geben und auch die Umsetzung der Kirchenoper Jeanne d’Arc. Überraschenderweise startet die Reihe, die unter der Schirmherrschaft des Mottos "ich Narr" steht, im Stiftshof Ossiach aber sehr jazzig und dann auch noch üppig besetzt. Anreisen wird der Komponist, Dirigent, Posaunist und Pianist Christian Muthspiel – mit seinem Orjazztra Vienna.

Wer Ö1 hört, hat Erfahrungen mit Muthspiels Komponierkunst gesammelt. Der Vielseitige hat die markanten Signations ersonnen. Sein Orjazztra konzentriert sich allerdings mehr auf die Umsetzung großräumiger, komplexer Partituren. Muthspiel hat als ambitionierter Tonsetzer für seine 18-köpfige Formation "weite Strecken" komponiert und auch nicht einfach etwas Vorhandenes arrangiert, wie das beim obligaten Big-Band-Jazz zur edlen alten Tradition gehört.

Viel Freiheit

Kurzum: Muthspiel hat nicht Jazz-Standards für eine Riesencombo adaptiert. Es sind neue Werke entstanden, die hier auch gleich zwei Schlagzeuge und zwei Bässe beschäftigen. Wer die Formation bereits gehört hat, kann jedoch bestätigen, dass die Komplexität der Notengeflechte nicht zur Verkrampfung führt und auch sehr viele Freiräume zugelassen werden. Wichtig! Jazzmusiker sind zwar zumeist keine Narren, wohl aber schätzen sie etwas Narrenfreiheit, um spontane Gedanken auszuformulieren.

Diesen Freiraum gewährt Muthspiel, die Balance zwischen Partitur und Individuum stimmt. In Form von Tönen der ausgelassenen Heiterkeit zu huldigen ist natürlich nicht verboten. Es wäre auch im Sinne des Intendanten Holger Bleck: "In Zeiten von Pandemie und Autokraten sollten wir als mündige Bürger Sachverhalte hinterfragen." Dies aber seiner Meinung nach durchaus auch mit närrischem Gehabe, das ja bisweilen nahe an die Wahrheit heranreichen kann. (Ljubisa Tosic, 14.7.2021)