Bei Bauarbeiten für eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke stieß man im Westlondoner Bezirk Hillingdon auf einen überraschenden Fund: Mehr als 300 Münzen aus der Eisenzeit kamen zum Vorschein. "Dies ist ein einmaliger Fund und ermöglicht es uns, unser Wissen darüber zu erweitern, wie das Leben in Hillingdon vor vielen Jahrhunderten ausgesehen haben könnte", sagte die Archäologin Emma Tetlow vom Bauunternehmen Costain einer Mitteilung vom Mittwoch zufolge.

Die Münzen aus Potin – einer Bronzelegierung – stammen vermutlich aus dem ersten Jahrhundert vor Christus, als die römische Herrschaft über Britannien begann. Sie seien wohl nicht zum Handel verwendet worden, sondern als Opfergabe oder zur Abgrenzung von Grundstücken verwendet worden, wird vermutet. Denn zu dieser Zeit wurde hier kein Geld als Zahlungsmittel benutzt; stattdessen war Tauschhandel üblich. Allerdings wurden große Mengen an Münzen auch als eine Art Notgroschen an abgelegenen Orten vergraben, wobei ein Vorrat in diesem Ausmaß ungewöhnlich ist. Einen Potinmünzenfund aus der späten Eisenzeit in dieser Größenordnung gab es hier noch nie.

Links Apoll im Profil, rechts ein Stier: die beiden Seiten der Potinmünzen.
Foto: HS2

Überraschungsfund durch Sturm

Auf der einen Seite der Münzen mit etwa drei Zentimeter Durchmesser ist der griechische Gott Apoll abgebildet, auf der anderen ein attackierender Stier. Das Design ähnele jenem von Münzen, die vor mehr als 2000 Jahren in Marseille hergestellt wurden, hieß es. Nun soll geprüft werden, ob die Münzen als nationaler Schatz eingestuft werden. Dann könnte ein britisches Museum sie erwerben.

Der Fund wurde offenbar durch stürmisches Wetter begünstigt, das aufgegrabenen Boden weiter aufwühlte. "Wir näherten uns dem Ende unserer archäologischen Arbeiten auf dem Gelände, als wir einen Fleck Erde fanden, der eine unerwartete Farbe hatte", sagte Tetlow. "Der Fleck Erde war dunkelgrün-blau, was auf oxidiertes Metall hindeutet, und als wir genauer hinsahen, konnten wir lose gepackte Metallscheiben sehen."

Die Münzen fielen durch die grünlich-blaue Verfärbung in der Erde auf.
Foto: HS2

Archäologisch aufschlussreich

Die Münzen wurden gereinigt und in der Birmingham Museum and Art Gallery konserviert, bevor Spezialisten ihrer Herkunft und Bedeutung weiter auf den Grund gehen.

Der Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke HS2, die künftig London und den wirtschaftlich abgehängten Norden Englands verbinden soll, zeigte sich bereits archäologisch aufschlussreich: Bisher wurden auch 11.000 Jahre alte Steinwerkzeuge und andere Artefakte gefunden. (red, APA, 14.7.2021)