In Wuhan, wo das neuartige Coronavirus zum ersten Mal aufgetaucht ist, wird schon seit Monaten fleißig geimpft. Die Bereitschaft dazu beruht in China auf Freiwilligkeit, zumindest offiziell.

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Anfang der Woche kündigte der französische Präsident Emmanuel Macron an, dass sich das Gesundheitspersonal im Land verpflichtend gegen Corona impfen lassen muss. Am selben Tag hat auch Griechenland eine ähnliche Regelung bekanntgegeben. Macrons TV-Ansprache löste eine Debatte los, die Europa wohl den ganzen Sommer verfolgen wird.

Dabei waren Griechenland und Frankreich gar nicht die Ersten, die mit dem Schritt vorpreschten: Auch Großbritannien kündigte bereits Mitte Juni an, eine Impfpflicht für Pflegekräfte ab Oktober einzuführen. In Italien muss sich medizinisches Personal bereits seit Ende Mai verpflichtend impfen lassen. Und im Vatikan, dem kleinsten Staat der Welt, herrscht überhaupt seit Februar 2021 eine Impfpflicht für alle Bewohner, Verstöße werden laut Gouverneursamt aber nicht geahndet.

Ansonsten sind die Länder bezüglich Impfpflicht eher zurückhaltend. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte am Dienstag, dass Impfen freiwillig bleiben werde. Die Impfbereitschaft sei ohnehin "sehr, sehr hoch".

Eine volle Impfpflicht haben neben dem Vatikan bisher die zwei zentralasiatischen Staaten Turkmenistan und Tadschikistan umgesetzt. Im autoritär regierten Turkmenistan gibt es zwar offiziell keinen einzigen Corona-Fall. Trotzdem entschied die Regierung am 7. Juli, dass sich alle Bewohner ab 18 Jahren impfen müssen. Die gleiche Regelung gilt in Tadschikistan.

Auch im demokratischen Indonesien kommt man vielerorts einer Impfung kaum aus. Im Februar hat die Regierung den lokalen Behörden die Erlaubnis erteilt, Geldstrafen zu erheben, sollte jemand die Impfung verweigern. Das Land gehört zu jenen Ländern, die das Infektionsgeschehen besonders schlecht in den Griff bekommen haben. Asienweit weist das Land die höchste Sterberate auf.

Autoritär regiert heißt übrigens nicht automatisch Impfpflicht oder vice versa. China, das für seinen autoritären Führungsstil bekannt ist, setzt zumindest offiziell auf die Freiwilligkeit seiner Bürger. Über eine Milliarde Impfdosen der heimisch hergestellten Vakzine wurden dort bis Juni verabreicht. Auch in Indien, das beim Impfen nur langsam vorankommt, setzt man weiter auf Freiwilligkeit.

Anders schaut das aus bei Indiens Erzfeind Pakistan. Dort gibt es zwar keine Impfpflicht. Allerdings dürfen Ungeimpfte in vielen Regionen keine öffentlichen Gebäude betreten. Und für staatliche Bedienstete gilt seit Juni sehr wohl die Impfpflicht. Ähnlich schaut die Situation in Saudi-Arabien aus, wo Ungeimpfte ab September zum Beispiel nicht mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen dürfen. Australien beschloss Ende Juni eine Impfpflicht für Angestellte von Pflegeheimen und Quarantäneeinrichtungen. Wer Alte und Kranke pflegt, Einreisende in Quarantänehotels betreut oder sie chauffiert, muss bis Mitte September zumindest einen Erststich erhalten haben.

Auf dem afrikanischen Kontinent sind verpflichtende Impfungen bisher eine Seltenheit: Nur im ostafrikanischen Dschibuti müssen laut einem präsidialen Dekret von Ende Juni alle Einwohner über 25 Jahren geimpft werden, wenn sie das Land verlassen möchten.

In Südafrika sorgt indes eine Weisung des Arbeitsministeriums für Aufregung, der zufolge Arbeitgeber entscheiden können, ob für ihre Mitarbeiter eine Impfpflicht gelten soll oder nicht. Den Betroffenen bleibt jedoch das Recht vorbehalten, den Stich abzulehnen – in diesem Fall muss eine Lösung mit Homeoffice oder Masken gefunden werden.

Flugbegleiter und Soldaten

Weltweit sind allgemeine Impfpflichten selten. Zumeist sind wenn, dann nur bestimmte Berufsgruppen betroffen: Die Hongkonger Fluglinie Cathay Airways verlangt von ihren Flugbegleitern und Piloten Impfungen, ansonsten droht die Kündigung. Ähnliches gilt auch für die US-Fluglinie Delta. Und auch die US-Armee überlegt, das Impfen zur Pflicht zu machen, sobald genügend Dosen zur Verfügung stehen. In Lettland müssen alle Streitkräfte bis Anfang August geimpft sein – sonst droht die Entlassung. (Ricarda Opis, Anna Sawerthal, 15.7.2021)