Was Hans Peter Doskozil mit seiner Rolle als Serienstänkerer strategisch bezweckt, ist rätselhaft. Er hat schon gegen Christian Kern gestänkert, dann von Minute eins an gegen Pamela Rendi-Wagner. Er sagt, er werde die Bundespolitik nicht mehr kommentieren, gibt aber ein Stänkerinterview nach dem anderen. Wenn sie zurückschlägt, spricht er von "Beflegelung".

Stimmt schon, in jeder Partei geht es innerparteilich brutal zu. Aber wenn Doskozil glaubt, er könne die Parteivorsitzende wegmobben und triumphal übernehmen, dann ist das ein Irrtum. Das geht in der FPÖ, die nur aus einem rechten Flügel besteht. Aber in der Sozialdemokratie gibt es mehrere Flügel, die müssen vereint werden, aber nicht von einem, der aus der SPÖ die dritte rechte Partei in Österreich machen will. Da droht Spaltung. Historische Anmerkung: Nach der rechten SPÖ-Abspaltung durch Franz Olah hatte die ÖVP 1966 die absolute Mehrheit.

Doskozil ist kein SPÖ-Parteivorsitzender, der die Partei eint. So jemand ist derzeit einfach nicht in Sicht. Im Grunde war Franz Vranitzky (1997 ausgeschieden) der letzte breit anerkannte SPÖ-Vorsitzende (und SPÖ-Kanzler). Die österreichische Sozialdemokratie hat ihre früher vorbildhafte personelle Aufbauarbeit katastrophal vernachlässigt. Das einzige politische Kaliber, Michael Ludwig, geht wohl aus Wien nicht weg. Irgendwo in der zweiten oder dritten Reihe wird es schon wen geben. Aber der/die muss sich entwickeln können. (Hans Rauscher, 15.7.2021)