Ist es draußen besonders heiß, kann das auch schnell für das Smartphone ein Problem werden.

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Es ist der perfekte Sommertag: Gemütlich mit einem Kaltgetränk eigener Façon auf der Sonnenliege bequem gemacht, drängt sich ein kleines Spiel zwischendurch irgendwann einmal geradezu auf. Und dann das: Anstatt die nötige Ablenkung zu verschaffen, verweigert der elektronische Lebensabschnittspartner kurzerhand die Zusammenarbeit. Aufgrund von Überhitzung werde sich das Gerät in Kürze abschalten, wird der Nutzer so eher halbfreundlich informiert. Und das ist noch die beste Variante, im schlimmsten Fall schmiert das Smartphone nämlich einfach kommentarlos ab.

Dahinter steckt eine unerfreuliche Realität, über die die Smartphone-Branche nicht allzu gerne spricht: Schon bei normalen Temperaturen ist es ein ziemliches Kunststück, die Wärmeentwicklung eines solchen Geräts im Griff zu haben. Liefe etwa der Prozessor die gesamte Zeit auf voller Leistung, würde das Smartphone selbst im Winter sehr flott überhitzen. Und das ist nur eine Komponente, die von den jeweiligen Betriebssystemen mit allerlei Stromspartricks im Zaum gehalten wird. WLAN-Chips, GPS oder auch das Modem wären da ebenfalls zu nennen. An jenen Tagen, an denen sich die Bekleidung über das Bindemittel Schweiß besonders eng an die Haut kuschelt, steigt die Hitze im Inneren eines solchen Geräts insofern flott einmal auf Werte, bei denen keine sichere Nutzung mehr möglich ist. Doch nicht verzagen: Mit ein paar einfachen Tipps lässt sich sicherstellen, dass auch die schlimmsten der Hundstage ohne Notabschaltung des Smartphones absolviert werden können.

Tipp 1: Direkte Sonne ist ziemlich heiß, ist nicht gut

Es klingt ein bisschen nach einer Binsenweisheit, aber wenn man sich im Sommer einmal die Realität in den Gastgärten des Landes ansieht, ist es wohl doch besser, dieses Thema anzuschneiden: Es ist eine ganz, ganz schlechte Idee, das Smartphone in die Sonne zu legen. Weil: Wo es heiß ist, wird das Gerät noch heißer. Wie gesagt: Binsenweisheit. Also Smartphones besser irgendwo im Schatten platzieren, am besten dort, wo Frischluft zur Kühlung beitragen kann. Das heißt übrigens auch: Enge Hosentaschen sind an besonders heißen Tagen als Aufbewahrungsort ebenfalls zu meiden. In der Kurzfassung: Auf dem Tisch im Schatten – hui! Auf dem Tisch in der Sonne – pfui!

Generell gilt: Smartphones nicht in der direkten Sonne liegen lassen.
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Tipp 2: Schutzhülle schützt nicht vor Hitze – ganz im Gegenteil

Smartphone-Hüllen mögen oftmals ästhetisch zweifelhaft sein, ihr Schutzfaktor ist hingegen unbestritten. Dies allerdings nur vor mechanischen Gefährdungen, also etwa um zu verhindern, dass der Bildschirm nach einem abrupten Entschleunigungserlebnis mit Bodenbeteiligung seine strukturelle Integrität verliert. Was die Wärmeentwicklung anbelangt, muss man sich solche Hüllen hingegen eher so vorstellen, als würde man sich Anfang August mit der Winterjacke ins Freibad Stockerau begeben. Im Detail könnte man jetzt noch anmerken, dass es natürlich von der jeweiligen Hülle und deren Material abhängt, wie stark dieses Problem ist. Aber ganz ehrlich: In fast allen Fällen ist es besser, an heißen Tagen die Hülle vom Smartphone zu nehmen – vor allem wenn man im Freien unterwegs ist. Natürlich ist dann doppelte Vorsicht im Umgang mit dem Smartphone geboten, fehlt doch der gewohnte Schutz. Aber wer weiß, vielleicht ist das auch eine lehrreiche Erfahrung.

Tipp 3: Stromsparen = Hitzeschutz

So ein Smartphone erzeugt Abwärme natürlich nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil es für seine Nutzer etwas tut. Anders gesagt: Je mehr Leistung, desto größer auch der Stromverbrauch und somit die Wärmeentwicklung. Daraus folgert der Umkehrschluss: Mit einer Leistungsreduktion lässt sich auch dem Überhitzungsproblem entgegenarbeiten. Der einfachste Weg dorthin ist die Aktivierung jenes Stromsparmodus, den heutzutage praktisch alle Smartphones aufweisen. Das kann üblicherweise bei den Akkueinstellungen der Geräts vorgenommen werden.

Schutzhüllen haben einen Sinn. Insofern bei deren Entfernung doppelt aufpassen, damit so etwas nicht passiert.
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Wie bei allem, was man so tut, sollte man sich aber auch in diesem Fall der Konsequenzen bewusst sein. Dieser "Battery Saver" oder "Low Power"-Mode schränkt nämlich die Funktionalität des Smartphones in vielerlei Hinsicht ein, so ist das Gerät dann nicht nur langsamer, auch Benachrichtigungen treffen gerne einmal verzögert oder gar erst, wenn man die betreffende App aufruft, ein. Das wiederum muss freilich nicht notwendigerweise etwas Schlechtes sein, kann man so den Hitzeschutz doch gleich mit einer neuen Prioritätensetzung kombinieren.

Tipp 4: Schlechtes Netzwerk ist die Hölle

Jetzt mal ganz im Vertrauen: Wissen Sie, was zu den schlimmsten Aufgaben bei einem Smartphone-Test gehört? Der Bereich Akkuleistung. Denn so wichtig dieses Thema auch sein mag, es ist praktisch unmöglich, allgemeingemeingültige Aussagen zu treffen. Hängt der Stromverbrauch doch nicht nur massiv vom eigenen Nutzungsverhalten, sondern auch von den Umgebungsbedingungen ab. Ein oft unterschätzter Punkt ist dabei die Netzqualität. Wenn die Daten vor sich hin tröpfeln, führt dies dazu, dass das Gerät nie in den ersehnten Schlafzustand gehen kann und somit in Windeseile den Akku leersaugt. Wie wir jetzt schon gelernt haben, führt eine solch schnelle Entladung wiederum zu einer stärkeren Hitzeentwicklung. Insofern ist es insbesondere an heißen Sommertagen nicht unbedingt die beste Idee, auf der Wandertour zwischen Kleinwaldheimat und Großroseggersdorf schnell mal die neueste Folge von "Loki" zu – uhm – "cachen". Und wenn man schon merkt, dass es kein Netz gibt, kann man sich übrigens auch das ständige Neuladen des Twitter- oder Instagram-Feeds ersparen – das hat nämlich genau ein, und zwar nur ein Ergebnis: Es verbraucht Strom und erzeugt somit Hitze.

Doch auch jenseits solcher Extremsituationen kann die Reduktion des Netzwerkverbrauchs helfen, das Smartphone kühler zu halten. Wenn es wirklich einmal problematisch wird, kann also etwa die Aktivierung des Flugzeugmodus helfen – also zumindest dann, wenn man nicht gerade erreichbar sein soll, versteht sich. Wenn wir schon dabei sind: Standortdienste – und vor allem die GPS-Lokalisierung – sind ebenfalls ziemliche Akkufresser, auch deren Deaktivierung kann also etwas bringen. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass dies meist erst relevant zum Tragen kommt, wenn man auch wirklich aktiv Navigationsdienste verwendet, und dann wäre das Abschalten dieser Dienste irgendwie kontraproduktiv.

Tipp 5: Was hell leuchtet, ist auch warm

Einfach mal nicht aufs Smartphone zu schauen, ist übrigens auch eine Option.
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Der Bildschirm ist eine jener Komponenten, die bei einem Smartphone am meisten Strom verbrauchen. Wer jetzt in Physik gut aufgepasst hat, für den dürfte das Folgende nicht mehr die ganz große Überraschung sein: Je heller, desto mehr Strom wird verbraucht. Okay, zugegeben, das hängt zum Teil auch von der verwendeten Bildschirmtechnologie ab, aber wir wollen es hier ja einfach halten, oder? Und für die gängigen OLED-Displays fällt dieser Verlauf tatsächlich beinahe linear aus. Insofern kann die Reduktion der Bildschirmhelligkeit ebenfalls dabei helfen, die Wärmeentwicklung in den Griff zu bekommen. Und wenn man schon dabei ist, dann wäre auch die Aktivierung des "Dark Modes" nicht die schlechteste aller Ideen, zumindest wenn man ein besagtes Smartphone mit OLED-Screen hat. Dort sparen dunkle Oberflächen nämlich deutlich Strom – und produzieren damit wiederum weniger Abwärme.

Auftritt: Der Zwischenrufer

Damit hätten wir auch den passenden Zeitpunkt gefunden, um einen kurzen Zwischenruf zu tätigen, der da wäre: Natürlich sind diese Tipps nicht als Checkliste zu verstehen, die der Reihe nach abgehakt werden sollte. Immerhin geht jede dieser Maßnahmen mit spezifischen Nachteilen einher. So ist selbst dem Autor die Ironie nicht verborgen geblieben, ausgerechnet im Sommer dazu aufzurufen, die Bildschirmhelligkeit zu reduzieren. Immerhin gibt es wohl kein anderes Szenario, bei dem die maximale Helligkeit eines Smartphones so wichtig ist, um überhaupt noch irgendwas vom Display ablesen zu können. Insofern sind diese Ratschläge also eher als Buffet zu verstehen, aus dem man sich das Passende aussuchen sollte – also das, was den eigenen Smartphone-Alltag am wenigsten beeinflusst.

Tipp 6: Langsam lädt sich kühler

Kommen wir zurück zum einleitenden Szenario: Da sitzen wir nun also in der Sonne, haben es dank der oben genannten Tipps erfolgreich verhindert, dass das Smartphone abfackelt, und dann das: Der Akku ist leer, weil, nun ja, so ist das halt, wenn man dauernd in sozialen Medien schlechte Scherze macht. Also was tun? Die beste Option: Dafür sorgen, dass das nicht tagsüber passiert. Zugegeben, jetzt nicht unbedingt der realistischste Vorschlag. Insofern Option 2: Besser langsam statt schnell laden. Das Problem bei all den Quick Chargern dieser Welt ist nun mal, dass sie eine sehr viel höhere Wärmeentwicklung zur Folge haben als langsamere Ladegeräte. Noch wichtiger ist aber, unbedingt darauf zu achten, dass das Gerät frei liegt oder steht, wer sein Smartphones gern einmal in der Couch-Spalte lädt, braucht sich nicht zu wundern, wenn es dabei überhitzt. Eigentlich sollte das Gerät in so einer Situation die Ladegeschwindigkeit automatisch reduzieren, aber ganz ehrlich: Wer die Nerven hat, das auszuprobieren, nur zu. Empfehlen würden wir es nicht.

Tipp 7: Weg mit unnötigen Apps (ist immer ein guter Rat)

Smartphone abstellen und dazwischen schnell einen (alkoholfreien, versteht sich) Cocktail machen, ist an heißen Tagen nie verkehrt.
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Gerade unter Android galt in früheren Jahren eine recht simple Formel: Die Akkulaufzeit eines Geräts verhält sich indirekt proportional zur Zahl der installierten Apps. Mittlerweile ist die Situation zwar dank diverser Optimierungen des Betriebssystems besser geworden, trotzdem steckt in dieser Aussage noch immer ein wahrer Kern. Wenn zig Apps dauernd automatisch synchronisieren und Benachrichtigungen erhalten, dann kann das System auch nur begrenzt etwas dagegen tun, immerhin passiert das ja auf Nutzerwunsch. Zudem erhöht sich bei einer großen Anzahl an Apps auch die Chance, dass darunter eine ist, die irgendwelche seltsamen Probleme macht und übermäßig Akku verbraucht. In der Vergangenheit war das etwa oftmals eine mittlerweile weitgehend unbekannte Social-Media-App namens "Facebook". Wer in solchen Fällen den Schuldigen ausmachen will, der sollte einen Blick in die Akkustatistiken werfen, wo üblicherweise ausgewiesen wird, welche Apps am meisten Strom verbrauchen.

Über das Thema dieses Artikels hinaus, ist es generell eine gute Idee, sich an eine simple Regel zu halten: Apps, die nicht regelmäßig genutzt werden, einfach deinstallieren. Das spart nicht nur Akku, es schützt auch die Privatsphäre, weil eine App, die nicht da ist, kann auch nicht unbemerkt Daten sammeln.

Tipp 8: Es kommt darauf an, was man tut

Smartphone-Nutzung ist nicht gleich Smartphone-Nutzung. Wie stark die Hitzeentwicklung ist, hängt auch davon ab, was man tut. Es gibt einfach Anwendungen, die erheblich mehr Strom verbrauchen als andere. Wer etwa in Ruhe auf derStandard.at/web einen Artikel mit exquisiten Tipps gegen die Smartphone-Überhitzung lesen will, der wird viel weniger Probleme bekommen, als wenn man in einer Tour Fotos aufnimmt. Gerade die exzessive Nutzung der Kamera ist es, die gern einmal Überhitzungsprobleme auslöst. Das mag jetzt nicht gerade die beste Nachricht für den anstehenden Griechenlandurlaub sein, aber diesen Umstand diplomatischer zu formulieren, hilft auch niemandem. Also vielleicht lieber jedes zweite Foto auslassen oder zumindest das Gerät aus seiner Hülle befreien, wenn man nicht will, dass irgendwann einmal gar nichts mehr geht. Für Videos gilt das Ganze natürlich noch einmal verstärkt, hier kann man sich leicht damit helfen, die Auflösung zu reduzieren – also etwa in 1.080 p statt 4K zu filmen, aber ganz ehrlich: Soooo groß ist der Unterschied dann auch nicht, also lieber davon nicht zu viel erwarten.

So ist es gut: Die Smartphones stehen im Schatten, es kommt gut Luft hinzu, und es wurden auch Freunde mitgebracht, damit ihnen nicht langweilig wird.
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Achtung jetzt kommt eine verwegene Theorie: Grafisch aufwendige 3D-Spiele könnten bei solchen Temperaturen ebenfalls nicht die schlauste Wahl sein. Aber einmal ernsthaft: Jenseits von 3D-Benchmarks ist das wohl das Schlimmste, was man einem Smartphone an einem heißen Tag antun kann. Also besser nicht. Videostreaming wird zwar generell am Gerät recht effektiv verarbeitet, das ändert aber nichts daran, dass hier der Bildschirm die gesamte Zeit läuft, und "dank" HDR oft auch noch sehr hell. Und natürlich gibt es einen dauerhaften Netzwerktransfer, der das Modem zum Glühen bringt (hoffentlich nicht). Also lieber Kurzfilm statt der "Herr der Ringe"-Trilogie in der Extended Edition.

Tipp 9: Abkühlung

Vorbeugung ist schön und gut, aber was tun, wenn das Gerät bereits brennheiß ist? Nun, ja, also: kühlen natürlich. Entscheidend ist dabei nur das Wie. Gut ist es etwa, das Smartphone vor einen Ventilator zu halten, um eine sanfte Kühlung herbeizuführen. Wer gerade keinen in der Nähe hat, kann auch manuell Frischluft zuwacheln. Und natürlich das, was die Überhitzung ausgelöst hat, einstellen. Also raus aus der Hülle, Bildschirm aus, fern von jeglichem direkten Sonnenlicht.

Bitte das NICHT machen. Ein Handy sollte nie rasch heruntergekühlt werden, und den IP68-Schutz muss man auch nicht unbedingt unnötig auf die Probe stellen.
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So verlockend der Gedanke auch sein mag, eines sollte man hingegen auf keinen, und zwar wirklich gar keinen Fall machen: das Gerät in den Kühlschrank oder eine Kühlbox zu boxen. Das kann zu schweren Schäden führen, da die Elektronik die schnellen Temperaturwechsel nicht verträgt. Und nein, bitte auch nicht unters Wasser halten, das ist auch in Zeiten von IP68-Zertifizierungen noch immer ein riskantes Spiel.

Bliebe zum Schluss noch eine Lösung, die manchen Spielern schon bekannt vorkommen dürfte, und die heißt: aktive Lüftung. Es gibt eigene Kühlkörper, die mit einem Lüfter ausgestattet sind und dem Smartphone umgeschnallt werden können. Das ist zwar weder schön, noch hält es sich sehr gut, aber was tut man nicht alles, um auch bei 35 Grad noch "Fortnite" spielen zu können. (Andreas Proschofsky, 19.7.2021)