Mehrere Orte in Westdeutschland wurden von den verheerenden Unwettern getroffen.

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Schwere Unwetter und Überschwemmungen sorgten für katastrophenähnliche Zustände in Teilen Deutschlands.

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Mindestens zwei Feuerwehrmänner starben bei den Einsätzen.

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Ausnahmezustand in Westdeutschland: Schwere Überflutungen und Dauerregen haben in der Nacht auf Donnerstag offenbar zum Einsturz von mindestens sechs Häusern im Ort Schuld in Rheinland-Pfalz geführt. Die Polizei bestätigte mittlerweile vier Todesopfer im Ort und etwa siebzig Vermisste in der Eifel. Laut dem SWR seien in Schuld weitere 25 Häuser instabil, sie drohten einzustürzen.

DER STANDARD

Unübersichtliche Lage

Die Lage in Schuld sei unübersichtlich, zitiert der SWR den Sprecher der Polizei in Koblenz. Der Katastrophenfall sei ausgerufen worden. Mehrere Orte im Landkreis Ahrweiler wurden wegen des Hochwassers von der Außenwelt abgeschnitten. Ungefähr 50 Menschen befänden sich dort auf Hausdächern und müssten gerettet werden. Angehörige können Vermisste über eine eigens eingerichtete Hotline bei der Koblenzer Polizei melden.

Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm ist die Situation wegen Hochwassers nach Angaben eines Kreis-Sprechers extrem gefährlich. In Messerich in der Eifel wurden nach Angaben des Kreises zwei Helfer des Technischen Hilfswerks von den Fluten eingeschlossen, es besteht Lebensgefahr, wie der SWR berichtete. Sie bange mit allen, die in Gefahr seien, schrieb Malu Dreyer, die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, auf Twitter.

Zwei Feuerwehrmänner gestorben

Wegen der heftigen Unwetter, die auch in anderen Landesteilen in Westdeutschland zu schweren Überflutungen führten, starben zwei Feuerwehrmänner. In Altena im Sauerland kam ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann bei der Rettung eines Mannes ums Leben. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei im Märkischen Kreis am Mittwoch. Nur zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen.

Der 46-Jährige sei nach Angaben der Polizei im Märkischen Kreis nach einer erfolgreichen Bergung beim Einsteigen ins Feuerwehrfahrzeug ins Wasser gefallen und abgetrieben. Kurze Zeit später habe man ihn nur noch tot bergen können. Er sei ertrunken.

Der 52-jährige Feuerwehrmann sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Zuvor war er im Rahmen eines unwetterbedingten Einsatzes im Bereich des Kraftwerks kollabiert. Die Polizei gehe von einem gesundheitlichen Notfall aus.

In Teilen des Landes kam es zudem zu Erdrutschen, Straßen seien überspült worden, Keller vollgelaufen sowie der Bahn- und Straßenverkehr gestört. Auch von Stromausfällen wurde berichtet. In Kehl in Baden-Württemberg trat der Rhein über die Ufer.

"Akute Lebensgefahr" für Bevölkerung

Auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist von den Überflutungen stark betroffen. Im Bergischen Land wurde ein unkontrollierter Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald befürchtet. Die Einsatzkräfte sprachen zwischenzeitlich von "akuter Lebensgefahr" für die Bevölkerung. In den frühen Morgenstunden konnte jedoch vorerst Entwarnung gegeben werden. Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten das Wasser kontrolliert ablaufen lassen, teilte ein Sprecher der Leitstelle Oberbergischer Kreis mit. Durch das Ablassen soll Druck vom Sperrdeich genommen werden. Etwa 1.500 Menschen mussten in Hückeswagen im Bergischen Land mit Booten aus ihren Wohnungen und Häusern evakuiert werden.

Die Bundeswehr rückt in Hagen an.
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In der Ortschaft Hagen trat der Bach Nahma durch den Starkregen über die Ufer. Die Wassermassen rissen die Straßen auf, begruben Autos unter sich und bahnten sich teilweise ihren Weg durch Häuser. Die Bundeswehr traf dort am Donnerstagmorgen ein, um mit schwerem Gerät bei den Aufräumarbeiten zu helfen. In Solingen und im Bezirk Unna gab es zudem weitere Todesopfer: Zwei Männer starben in überfluteten Kellern, eine dritte Person kam in Rheinbach ums Leben.

Das Hochwasserportal der deutschen Bundesländer prognostiziert für Rheinland-Pfalz auch am Donnerstag weitere Niederschläge, ab Freitag wird am Oberrhein ein neuer Höchststand der Wasserstände befürchtet. Für das Bundesland Baden-Württemberg werden bis zur Nacht auf Freitag gebietsweise Dauerregen und steigende Wasserstände vorhergesagt, zum Wochenende hin soll sich die Lage aber vergleichsweise beruhigen. (red, APA, 15.7.2021)