Die Infrastruktur von Netflix würde für Game-Streaming sprechen. Details dazu wird man aber wohl erst 2022 erfahren.

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Bereits im Mai wurde bekannt, dass Netflix eine eigene Gaming-Plattform im Stil von Apple Arcade plant. Für eine monatliche Gebühr könnten Nutzer Zugriff auf exklusive Spiele bekommen. Um diese ambitionierten Pläne umzusetzen, wurde jetzt die hauptverantwortliche Person für die neue Sparte gefunden, die bereits nächstes Jahr online gehen soll.

Facebook und EA

Mit Mike Verdu holt sich Netflix einen Veteranen an Bord. Nachdem Verdu bei Electronic Arts (EA; "Fifa", "Madden", "Battlefield") tätig war, sorgte er bei Facebook für die Umsetzung von Spielen für das Oculus-VR-Headset. Bei Netflix wird Verdu Vice President of Game Development und berichtet in dieser Position direkt an den COO Greg Peters.

Wie die genauen Pläne von Netflix in Richtung Gaming aussehen, ist noch nicht bekannt. So könnte der Konzern sowohl in eigene Titel investieren als auch Kooperationen mit bestehenden Entwicklern eingehen, um deren Spiele auf die Netflix-Plattform zu bringen. Der Vergleich mit Apple Arcade drängt sich in jedem Fall auf. Der Gaming-Service kann sowohl allein als auch im Paket mit anderen Apple-Services abonniert werden. Laut einem "Bloomberg"-Bericht soll der Dienst bereits "innerhalb des nächsten Jahres" online gehen. Zum Start soll der neue Service "keine Extrakosten verursachen".

Game-Pass

Wie ambitioniert der Einstieg in die Gaming-Branche tatsächlich ist, sieht man, wenn man sich die bisherigen Misserfolge von Google und Amazon in diesem Bereich ansieht. Google hat für seinen Streamingdienst Stadia die eigenen Studios nach nur zwei Jahren geschlossen, Amazon hat nach vielen Jahren Entwicklung noch immer kein erfolgreiches Spiel veröffentlicht. Gewarnt ist Netflix also, dass der Weg zum erfolgreichen Business-Modell steinig sein kann.

Ein Game-Pass, wie ihn Microsoft mittlerweile erfolgreich laufen hat, erforderte ebenfalls einige gescheiterte Versuche in verschiedene Richtungen. Dafür hat der US-Konzern jetzt diesen oft als "Netflix der Spiele" zitierten Service, der über 22 Millionen Kunden zählt. Einen Titel, den man bei Netflix mit Sicherheit gerne künftig selbst tragen würde.

Nicht alles Gold

Ob man sich als Spieler über diese Entwicklung freuen darf, bleibt abzuwarten. Sieht man sich an, wie streng Netflix Serien nach konsumierten Stunden bewertet, zeichnet sich ein klares Bild für die Gaming-Zukunft. Ähnlich wird wohl auch bei Microsoft der Inhalt des Game-Pass beobachtet. Google will Entwicklern sogar Boni auszahlen, je nachdem wie lange ihre Games gespielt werden.

Die Gefahr, dass deshalb immer mehr Spiele erscheinen werden, die auf dem Reißbrett entstehen und erfolgreiche Formeln kopieren wollen, scheint realistisch. Sieht man sich den aktuellen Gaming-Markt an, ist dieses Zukunftsszenario teilweise jetzt schon Realität. (aam, 15.7.2021)