Muss sein Festival absagen: Ewald Tatar. Nun setzt er alles daran, dass das Ein-Tages-Festival "Nova Rock Encore" am 11. September in Wiener Neustadt stattfinden kann.

APA

Es wurde gerungen, gewartet, gehofft. Studien und Sicherheitskonzepte wurden erstellt, doch es hat nicht sollen sein. Freitagfrüh wurde das Frequency-Festival von der Stadt St. Pölten aus Sicherheitsgründen abgesagt, vor allem hat man Bedenken wegen der Delta-Variante des Coronavirus. "Die Gesundheit von Besuchern und Bevölkerung geht vor", wurde betont. Dabei räumte ein Sprecher der Stadt ein, dass das seitens der Veranstalter vorgelegte Sicherheitskonzept "ausgezeichnet" gewesen sei.

Rechtlich wird die Absage auf einer Verordnung fußen, die von der Stadt erlassen wird und am 28. Juli in Kraft treten soll. Sie wird bei mehr als einen Tag dauernden Outdoor-Veranstaltungen eine Kapazitätsbegrenzung von 3.000 Personen vorsehen.

Priorität Gesundheit

"Die Gesundheit der Bevölkerung ist für mich das Wichtigste", wird St. Pöltens Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) in dem Statement zitiert. Es sei hart an der Durchführung des Festivals gearbeitet worden, aber "die Delta-Variante macht alles zunichte". Mit dem Veranstalter habe die Stadt eine "jahrelange sehr gute Partnerschaft", weshalb dieser Entschluss nicht einfach gewesen sei. Aber in gemeinsamen Gesprächen sei man letztlich zu der Entscheidung gekommen, "dass wir das Risiko nicht eingehen".

Die Verordnung für St. Pölten werde nach Einholung eines Gutachtens von Florian Thalhammer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin, erlassen. Dann sollen bei Veranstaltungen, die länger als einen Kalendertag dauern, indoor nicht mehr als 1.500 und outdoor nicht mehr als 3.000 Personen zugelassen sein. Abseits davon werde die Drei-G-Regel fortgesetzt und sei die Erstellung eines Covid-Konzeptes notwendig. "Die Veranstalter benötigen Planungssicherheit, ein weiteres Zuwarten, ob der Bund eine Nachfolgeverordnung erlässt oder nicht, wäre unfair. Die Stadt St. Pölten steht für Fairness, Sicherheit und Zuverlässigkeit", heißt es.

Gutscheinregelung wird in Kürze bekanntgegeben

"Wir sind an unsere Grenzen gegangen, um die schönste Reunion des Jahres zu ermöglichen", schrieben die Festivalveranstalter in einer Aussendung. Doch trotz "dem strengsten Covid-19-Konzept von ganz Österreich" sei es nun "traurige Gewissheit", dass das Frequency heuer nicht stattfinden könne. "Davon werden wir uns aber keinesfalls entmutigen lassen, sondern angestrengt weiterarbeiten, damit 2022 gemeinsam mit Euch und allen Besuchern endlich unser Jahr wird!" Informationen zu einem Tickettausch auf das kommende Jahr beziehungsweise einer Gutscheinregelung sollen in Kürze folgen.

Alles auf "Nova Rock Encore" setzen

Veranstalter Ewald Tatar von Barracuda Music zeigte sich im Gespräch mit dem STANDARD naturgemäß enttäuscht. Die hohen Infektionszahlen bei einem Festival in den Niederlanden, meint Tatar, hätten wohl den Ausschlag gegeben. Von 20.000 Konzertbesuchern haben sich dort über tausend infiziert. Beim Exit Festival in Novi Sad in Serbien kam es bei 40.000 Besuchern pro Tag nach fünf Tagen zu bloß einem Dutzend positiv auf das Coronavirus getesteten Personen.

"Verheerendes Signal" oder "verantwortungsvolles Vorgehen"?

Ein "verheerendes Signal für Impfwillige" sah die Interessengemeinschaft Österreichische Veranstaltungswirtschaft (IGÖV) in der Absage des Frequency. Junge Menschen hätten lange auf Festivals und Kulturevents gewartet. "Die Teilhabe am kulturellen Leben, der Besuch von Veranstaltungen und der Nachgastronomie sind für viele Menschen die Motivation, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen", hieß es am Freitag in einer Aussendung.

Durch das widersprüchliche Vorgehen von Bund und Bezirken ergebe sich laut IGÖV eine "fatale Situation, die sich auf die Durchimpfungsrate auswirken kann und dramatische wirtschaftliche Folgen haben kann".

Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) begrüßte die Absage und bezeichnete sie als "verantwortungsvolles Vorgehen". Die Entscheidung sei "aufgrund der epidemiologischen Lage und der noch geringen Impfrate bei jungen Menschen richtig", teilte die Politikerin in einer Aussendung mit.

"Vor allem die rasante Ausbreitung der Delta-Variante in den letzten Tagen erforderte Vorsicht und entsprechendes Handeln. Zwar waren die Bemühungen des Veranstalters im Zusammenhang mit dem Präventionskonzept engagiert, in vielen Gesprächen mit Expertinnen und Experten zeichnete sich aber ein zu hohes Risiko ab", erklärte Königsberger-Ludwig.

Kritik der FPÖ

Kritik gab es an der Frequency-Absage am Freitag seitens der FPÖ Niederösterreich. Kultursprecherin Vesna Schuster bezeichnete den Schritt als "völlig unverständlich". "Viele Jugendliche, die das Festival besuchen wollten, haben sich eigens dafür impfen lassen. Außerdem haben die Veranstalter ein ausgezeichnetes Sicherheitskonzept vorgelegt", hielt die Landtagsabgeordnete in einer Aussendung fest.

Für Tatar hat nun "Nova Rock Encore" Priorität. Hier würden andere Richtlinien gelten, zudem gebe es ein umfassendes Sicherheitskonzept mit Drei-G-Regel. Das eintägige Festival mit Bands und Acts wie Seiler & Speer, Parov Stelar oder Clawfinger soll am 11. September in Wiener Neustadt über die Bühne gehen. (red, 16.7.2021)