In Shadyside, der angeblichen "Mörderhauptstadt der USA", hat ein Killer eine blutige Spur durch die örtliche Mall gezogen.

Foto: Netflix

Los Gatos – Hier ist alles dabei: Die auf Hochglanz polierten Gänge des Einkaufszentrums, die ungeschriebenen Gesetze der Highschool-Hierarchien oder der hemdsärmelige Charme von Feriencamps. Mit der Horrorfilmtrilogie "Fear Street" liefert Streaminganbieter Netflix mal wieder eine Produktion, die ganz den eigenen Ansprüchen entspricht und Teeniekomödie mit Slashergemetzel und Nostalgietrip kreuzt. Mit dem heutigen Freitag sind alle drei Filme abrufbar.

Mörderhauptstadt der USA

Basierend auf der gleichnamigen Buchreihe von R. L. Stine, bietet Regisseurin Leigh Janiak in "Fear Street" einen besonderen, letztlich recht einfachen Clou: Jeder Film spielt zu einer anderen Zeit, aber die Geschichten sind natürlich verknüpft. So wird man bei Teil 1 ins Jahr 1994 entführt, inklusive eines hervorragenden Soundtracks. Im US-Städtchen Shadyside hat ein Killer eine blutige Spur durch die örtliche Mall gezogen. Mal wieder, muss hinzugefügt werden, denn die Kleinstadt ist nicht von ungefähr als "Mörderhauptstadt der USA" bekannt. Sehr zum Nachteil der hier lebenden Menschen.

Zu diesen gehören auch die Jugendlichen Simon, Kate, Deena und deren nerdiger Bruder Josh, die sich durch den Highschoolalltag kämpfen – sei es durch das Verticken von Drogen, das heimliche Anschmachten der Verehrten oder den Versuch, die Ex zurückzuerobern. All das klassische Zutaten eines Coming-of-Age-Dramas, das allerdings ohne große Umwege in ein wahres Blutbad transformiert wird. Denn der mit Skelettmaske ausgestattete Killer – "Scream" lässt grüßen – ist keineswegs von der Bildfläche verschwunden, wie es zunächst denn Anschein macht. Noch ist er das einzige Übel, dem sich das später um Sam erweiterte Quintett stellen muss.

Slasher und Hexen

"Fear Street" belässt es nämlich nicht beim Slashergenre, sondern greift auch klassischen Hexengrusel auf, in dem es eine solche in Shadyside verortet. Auf sie und ihren Fluch geht offenbar das Unglück der Stadt (und das gleichzeitige Glück des Nachbarortes Sunnyvale) zurück. Die atemlose Flucht der jungen Protagonisten vor diversen Gefahren führt sie schließlich zu Constance Berman, die in ihrer Jugend ähnliches durchleben musste und offenbar die einzige Überlebende der Shadyside-Massaker ist. Schon dreht sich das Zeitkarussell weiter und findet man sich als Zuschauer im nächsten Topos der US-amerikanischen Alltagskultur wieder. Teil 2 spielt nämlich in einem Sommercamp im Jahr 1978, bevor es zum Abschluss noch weiter zurückgeht: Wann, wenn nicht 1666, sollte schließlich alles seinen Ursprung nehmen?

Best-of aus fünf Jahrzehnten Horrorhistorie

Für Genrefans ist "Fear Street" ein wahres Freudenfest, vergeht doch keine Sequenz ohne eindeutige Verbeugung vor den diversen Vorbildern. Vor allem aber kann das junge Ensemble um Kiana Madeira, Benjamin Flores Jr., Fred Hechinger und Sadie Sink vollends überzeugen. Auch die diversen Bösewichte, die dank Hexenfluch zutage treten, wirken wie ein Best-of aus fünf Dekaden Horrorhistorie. Dass dabei nicht jeder schreckliche Mörder ausreichend Bildschirmzeit bekommt, ist zwar schade, aber letztlich zu verschmerzen. Dafür wird in Sachen Tötungsmethoden keineswegs vor sehr expliziten Ausschnitten zurückgeschreckt. Wem "Stranger Things" schon zu gruselig war, sollte von "Fear Street" wohl die Finger lassen.

Ansonsten ist das coronabedingt um ein Jahr verschobene Sommerevent von Netflix sein Abogeld in jedem Fall wert. "Fear Street" sind sechs ziemlich kurzweilige Stunden Streamingvergnügen, die eine Fortsetzung alles andere als unwahrscheinlich erscheinen lassen. So ein Hexenfluch kommt schließlich selten allein... (APA, 16.7.2021)