Constanze (25) und Amina (14) sind seit fünf Jahren Lernbuddys. Mittlerweile sind sie eng befreundet.
Foto: Regine Hendrich

Seit fünf Jahren treffen einander die frische Studienabsolventin Constanze und Schülerin Amina jede Woche. Corona-bedingt konnten sie sich in den letzten eineinhalb Jahren weniger oft sehen, dafür haben sie neue Wege gefunden, um in Kontakt zu bleiben.

Kennengelernt haben sich die beiden über das Lernbuddy-Programm "Lernen macht Schule". Gestartet wurde die gemeinsame Initiative von Caritas, Wirtschaftsuniversität Wien und Rewe Group bereits im Jahr 2010, um armutsbetroffene Kinder mit Studierenden zusammenzubringen. Auch im vergangenen Jahr wurden wöchentlich knapp 260 Kinder von etwa 130 Studierenden betreut.

Einfach war die Umstellung im Lockdown zunächst aber nicht. Zu Beginn der Pandemie hatte die 14-Jährige nämlich weder ein eigenes Smartphone noch einen Computer – über die Schule hat sie nun einen Laptop bekommen. "Es war schon schwierig für uns, Kontakt zu halten. Früher bin ich einfach zum Lernen vorbeigekommen. Das ging dann nicht mehr. Wir haben dafür öfter telefoniert, und Amina hat mir ihre Hausaufgaben geschickt, wenn sie sich mal nicht auskannte", erzählt Constanze.

Hürden überwinden

"Ich hatte öfter Schwierigkeiten, beim Lernstoff mitzukommen, in dieser Zeit hat mir Constanze sehr geholfen. Vor allem in Deutsch und Englisch brauche ich oft Unterstützung", sagt die Schülerin. Auch sie macht mit ihrem jüngeren Bruder Hausaufgaben. Manchmal helfen ihm die Lernbuddys gemeinsam.

Mit ihren Bedürfnissen sind die Geschwister nicht allein: Für viele Kinder und Jugendliche war das Homeschooling eine Herausforderung. Das zeigt auch die hohe Nachfrage nach Nachhilfeangeboten.Rund 38.800 Kinder und Jugendliche haben sich heuer für den zweiten Durchgang der Sommerschule in den beiden letzten Ferienwochen angemeldet, um Deutsch oder Mathematik nachzuholen. Im Vorjahr haben 22.500 Schülerinnen und Schüler am Projekt des Bildungsministeriums teilgenommen.

Von der Buddy-Initative war die 25-jährige Constanze von Anfang an überzeugt: "Ich wollte mich neben dem Studium sozial engagieren, für mich war es genau das Richtige." Auch der Austausch zwischen den Studierenden war für sie entscheidend. Dafür finden regelmäßig Stammtische statt. Um über Lehrmethoden und Schwierigkeiten zu sprechen, gibt es außerdem Supervisoren als Ansprechpersonen. Nach zwei Semestern können sich die Buddys Creditpoints für ihre Tätigkeit anrechnen lassen.

Soziales Engagement

"Während des Studiums habe ich selten andere Leute kennengelernt, die sich ebenfalls sozial engagieren. Das finde ich schade, weil man so viel voneinander lernen kann", sagt die Studienabsolventin. An fehlendem Bewusstsein bei jungen Menschen liege es nicht: "Ich denke schon, dass viele gern anderen helfen wollen. Es steckt aber auch viel Aufwand dahinter, und darauf muss man sich einlassen", sagt sie. Im Gegensatz zu bezahlter Nachhilfe könne man nicht einfach gehen, wenn Aufgaben nach einer Stunde noch nicht erledigt sind.

Wie könnte man mehr Menschen dafür begeistern? Ein wichtiger Ansatz sei laut Constanze wie bei "Lernen macht Schule", verschiedene Möglichkeiten anzubieten, um sich zu engagieren. Manche helfen zum Beispiel bei der Organisation der Stammtische und bei gemeinsamen Ausflügen und würden damit einen ebenso wichtigen Beitrag leisten. "Zwingen kann man natürlich niemanden. Man muss das selbst auch wirklich wollen", sagt sie. Nur für den Lebenslauf sollte man sich ihrer Meinung nach nicht engagieren.

Enge Freundschaft

Damit beide Seiten von dem Buddy-Programm profitieren, brauche es nämlich eine gute Beziehung zueinander. "Bis wir uns wirklich gut kannten, hat es schon ein paar Monate gedauert", sagt Amina. Und Constanze sagt: "Früher war ich für Amina wie eine Nachhilfelehrerin. Ich wollte aber lieber wie eine Freundin für sie sein." Neben den Hausaufgaben, treffen sich die beiden auch, um gemeinsam etwas zu unternehmen. "Wir waren schon im Tiergarten Schönbrunn, Pizza essen oder im Kino", sagt die Schülerin.

Trotz der teilweise schwierigen Umstände im letzten Jahr haben beide ihre Ausbildung abgeschlossen. Und wie geht es nun weiter? Nach ihrem Mittelschulabschluss wechselt Amina im Herbst an eine Handelsschule. Constanze steht vor dem Berufseinstieg. Jede Woche zusammen lernen und etwas unternehmen werden sie weiterhin. (Anika Dang, 19.7.2021)