Das Festival-Finale (am 31. 7.) bestreitet My Ugly Clementine mit u. a. Mira Lu Kovacs.

Wellenklaenge

Auch wer mit Musik nichts anfangen kann, ist in Lunz am See gut aufgehoben. Die Gegend inmitten des Mostviertels ist quasi ein von der Natur erschaffenes begehbares Gemälde, das man ungern wieder verlässt. Wer Musik schätzt, wird hier aber doppelt beschenkt.

Fährt der Klangaffine zum Festival Wellenklænge und sitzt er vor der Seebühne, verschmelzen für ihn die akustischen Manifestationen, die auf der Wasserplattform entstehen, mit der Seeumgebung nämlich zum Gesamtkunstwerk. Zu diesem ist auch die immer markante Stilvielfalt des Gebotenen zu zählen. Es startet die Reihe am Freitag mit Vokalistin Violetta Parisini, die ihr neues Album Alles bleibt präsentiert. Mit dabei auch der Schmusechor, der Songs von David Bowie und Aretha Franklin ebenso covert wie Lieder der Backstreet Boys.

Auch Knödel

Ebenfalls poppig wird auch das Finale (am 31. 7.) – mit der Formation My Ugly Clementine mit u. a. Mira Lu Kovacs. Dazwischen allerdings erschallt das ganz Andere in mitunter größeren Formationen: Da wären (am 23. 7.) etwa die Knödel. Nach langen Pausejahren ist das Kollektiv rund um Christoph Dienz wieder aktiv. Mit Still brachte es eine entschleunigte Einspielung heraus, die sich als atmosphärisch dichte, jedoch diskrete Kammermusik präsentiert. Man changiert zwischen stilisierter Folklore und Klassik und bleibt im Bereich diskreter Zimmerlautstärke.

Das Sketchbook Orchestra rund um den Saxofonisten und Klarinettisten Leo Skorupa ist da schon weniger zurückhaltend. Die Großcombo kann wie ein rasender Jazzrockzug klingen, der jedoch komplexe Wegstrecken zurückzulegen hat. Es ist eben raffiniert ersonnene Musik, die auch vom integrierten Koehne Quartett umgesetzt wird. Mit dabei auch große Namen wie Saxofonist Wolfgang Puschnig.

Geballter Jazz

Skorupas avancierte Ideen (es dirigiert Oskar Aichinger) zeugen von Traditionskenntnis ebenso wie vom Drang zur Moderne. Nichts anderes lässt sich zum Orjazztra sagen, das gerade den Carinthischen Sommer eröffnet hat. Christian Muthspiels 18-köpfige Band versammelt Jazzherren und -damen zur sehr aktuellen Soundfiesta. (Ljubisa Tosic, 16.7.2021)