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Auf Betreiben von Amazon wurde die Fakespot-App aus dem App-Store-Angebot genommen.

Foto: Reuters/Dado Ruvic

Eines der größten Probleme, die den Onlineshop des E-Commerce-Giganten Amazon plagen, sind gefälschte Rezensionen. Immer wieder kommt es vor, dass Anbieter versuchen, die Bewertungen ihrer Produkte zu schönen, indem sie diese im Gegenzug für erfundene Testberichte mit Fünf-Sterne-Wertung verschenken oder massive Nachlässe gewähren. Für Käufer, die sich oft stark an den Rezensionen orientieren, ist das natürlich irreführend, da sie so womöglich Geld in ein minderwertiges Produkt stecken. Für Amazon selbst bedeutet das natürlich einen Vertrauensverlust. Dem Problem beizukommen ist aber gar nicht so einfach.

Ein Drittanbieter namens Fakespot will hier mit seinem eigenen Dienst punkten. Auf Basis von Datenanalyse – etwa des Sprachmusters oder des Profils des Bewerters – versucht man, Fake-Kommentare auf Amazon, aber auch anderen Plattformen zu erkennen. Nutzer können die mutmaßlich unechten Rezensionen via Browser-Extension und App ausblenden lassen. Vor kurzem ist Fakespot nun allerdings aus Apples App Store entfernt worden. Und zwar auf Betreiben von Amazon, berichtet "The Verge".

Amazon forderte Rauswurf

Die Entfernung soll seitens von Apple ohne jede genauere Erklärung erfolgt sein, erklären die Entwickler. Der Vorfall hat allerdings eine mehrwöchige Vorgeschichte. Kurz nach dem Start der iOS-App Anfang Juni übermittelte Amazon ein Ansuchen auf Entfernung bei Apple. Dabei führte man Urheberrechtsverstöße und Sicherheitsprobleme als Begründung an.

So ist man bei Amazon der Ansicht, dass die Einstufungen der Rezensionen seitens von Fakespot nicht akkurat seien. Und weil die App im Prinzip die Amazon-Webseite lade, aber dabei eigene Manipulationen vornehme, um als Fake eingestufte Bewertungen auszublenden, eröffne man damit die Möglichkeit von Angriffen und gefährde die Sicherheit von Kundendaten.

Keine Lösung angeboten

Diesem Punkt hält man bei Fakespot entgegen, dass es keine bekannte Sicherheitslücke gibt und Apps, die nach diesem Prinzip operieren, gängig sind. Dabei verweist man auf Gutschein-Apps, an denen sich Amazon offenbar nicht störe. Der Konzern sei offenbar bereit, "kleine Unternehmen zu bedrängen, die die Risse in seinem Konzern aufzeigen".

Apple hat nach eigenen Angaben die beiden Streitparteien in direkte Verbindung gesetzt, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Während diese Gespräche liefen, habe Apple Ende Juni mitgeteilt, dass man sich möglicherweise dazu gezwungen sieht, die Fakespot-App aus dem Store zu entfernen. Jedoch gab es keinerlei Informationen darüber, was Fakespot unternehmen könnte, um dem zu entgehen. Apple bestätigte, sich am 29. Juni mit den Entwicklern noch einmal in Verbindung gesetzt zu haben.

Am 16. Juli wurde der Rauswurf unangekündigt vollzogen. Apple soll lediglich in einer knappen E-Mail bedauert haben, dass man diesen Schritt setzen musste, nachdem es zu keiner Einigung gekommen war. Fakespot-Gründer Saoud Khalifah ist sauer: "Ich bin schockiert, dass Apple sich ohne jegliche Beweise auf die Seite von Amazon gestellt hat." Die Entwicklung der App, die zum Zeitpunkt der Löschung bei 150.000 Downloads stand, habe Monate an Zeit und viel Geld verschlungen.

Wie es nun weitergeht, ist unklar. Khalifah erklärt, dass man gerade die juristischen Möglichkeiten auslote. Denn Onlineshopping verlagert sich immer mehr auf Mobilgeräte, weswegen man ungern auf eine iOS-App verzichten wolle. In Googles Play-Store ist Fakespot weiterhin verfügbar. (red, 19.7.2021)