Vom nicht ungefährlichen Hochwasserschauen bei der Inn-Staustufe Ranshofen in Oberösterreich ...
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Wien – Nicht nur in Salzburg litten am Wochenende die Menschen unter zu starken Niederschlägen. Zahlreiche Murenabgänge, überflutete Keller und Tiefgaragen waren in Tirol die Folge der Regenfälle, es gab aber keine Verletzten. Besonders betroffen war die Stadt Kufstein, deren Innenstadt unter Wasser stand. Der dortige Zivilschutzalarm konnte aber Sonntagfrüh aufgehoben werden.

In Oberösterreich verschärfte sich die Lage am Sonntag entlang der größeren Wasserläufe wie Donau, Inn und Enns. In Schärding und Steyr wurde Zivilschutzalarm ausgerufen, in der Landeshauptstadt Linz wurden Bereiche entlang der Donau gesperrt und mobile Hochwassersperren errichtet.

Zivilschutzalarm im Bezirk Amstetten

Auch in Niederösterreich wurden entlang der Donau die Hochwasserwarnstufe erreicht. An einem der Zubringerflüsse, der Ybbs, führte Starkregen am Sonntagnachmittag zu gröberen Problemen: Im Bezirk Amstetten musste für die Gemeinden Ferschnitz und Neuhofen an der Ybbs Zivilschutzalarm ausgelöst werden. Laut der Landeswarnzentrale Niederösterreich waren beide Orte vom Hochwasser umschlossen, Bäche und kleinere Flüsse über die Ufer getreten. Die Einwohner der betroffenen Orte wurden aufgerufen, in den oberen Stockwerken zu bleiben.

... bis zum Feuerwehreinsatz in einer überschwemmten Wiener Tiefgarage: Die Unwetter hielten Österreich im Bann.
Foto: APA / Stadt Wien / Feuerwehr

Selbst in der Bundeshauptstadt war die Feuerwehr am Wochenende mit Auspumpen von Kellern, Tiefgaragen und Unterführungen beschäftigt: 900 Einsätze binnen 24 Stunden verzeichnete man im ganzen Stadtgebiet. Für die Neue Donau wurde aus wasserhygienischen Gründen ein Badeverbot erlassen.

So viel Regen wie in einem Monat

Grund der Misere ist die Schlechtwetterfront, die sich von Nordwesten kommend an den Alpen festgesetzt hat. Samstag und Sonntag regnete es vielerorts in diesem Nordstaubereich so viel wie in einem gesamten durchschnittlichen Juli, an einzelnen Messstellen, etwa Melk, sogar mehr.

Dennoch ist Österreich selbst bei einem "Jahrhunderthochwasser" wie 2002 mit damals neun Toten der menschliche Schaden geringer als aktuell in Deutschland, wo bei den Unwettern weit über hundert Menschen starben. In unserem Nachbarland wird mittlerweile Kritik am Katastrophenschutz laut – die Meteorologen hätten vor dem drohenden Extremereignis gewarnt, aber die lokale Bevölkerung sei nicht rechtzeitig alarmiert worden.

Warnsysteme in Deutschland und Österreich unterschiedlich

Tatsächlich sind die Warnsysteme in Deutschland und Österreich unterschiedlich organisiert. Beispiel Sirenen: Die sind in Deutschland Sache der Bundesländer, die Bundesregierung hat nicht einmal eine Aufstellung über Zahl und Funktionsfähigkeit. Im Frühjahr begannen Verhandlungen: Der Bund bietet für Neuaufstellung und Sanierung von Sirenen den Ländern 88 Millionen Euro, die müssten allerdings danach für die Wartung zahlen. Eine Einigung steht noch aus.

In Österreich ist die Lage anders – einmal jährlich kommt es im ganzen Land gleichzeitig zur Sirenenprobe. Zuletzt war das am 3. Oktober 2020 der Fall: 8.221 Stück hätten fast zeitgleich aufheulen sollen, 8.189 Stück (99,61 Prozent) erfüllten diese Aufgabe auch. Die Sirenen stehen bei den Feuerwehren, betrieben wird das Warnsystem aber vom Innenministerium und den Ländern gemeinsam. So können Alarme auch zentral auf Bezirks-, Landes- oder Bundesebene ausgelöst werden. (moe, 18.7.2021)