Jo Aichinger, Gründer und Leiter des Festivals Glatt & Verkehrt, ist 66-jährig verstorben.

Foto: Heribert Corn

Krems a.d. Donau – Der langjährige künstlerische Leiter des Klangraum Minoritenkirche in Krems und des Festivals "Glatt & Verkehrt", Josef Aichinger, ist tot. Wie die NÖ Festival und Kino GmbH am Montag mitteilte, starb er am Sonntag im Alter von 66 Jahren. Vorangegangen war laut Aussendung eine schwere Krankheit. Josef "Jo" Aichinger hat seit den 1990er Jahren die niederösterreichische Kunst- und Kulturszene entscheidend mitgeprägt.

Der 1955 in Bad Aussee geborene und in Fels am Wagram aufgewachsene, ausgebildete Techniker kam als Autodidakt zum Kuratieren von avancierten Musikveranstaltungen. Als technischer Leiter der Kunsthalle Krems erhielt Jo Aichinger 1992 von Gründungsdirektor Wolfgang Denk den Auftrag, eine spartenübergreifende Konzertschiene unter Einbeziehung der säkularisierten Minoritenkirche in Krems-Stein auf die Beine zu stellen. Daraus folgte ein legendäres, viertägiges Konzertereignis mit La Monte Young, einem der einflussreichsten Vertreter der Minimal Music, und der Lichtkünstlerin Marianne Zazeela.

Das "Verkehrte"

1995 gestaltete Aichinger anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Stadt Krems ein sehr erfolgreiches Akkordeonfestival, das den Grundstein für das zwei Jahre später gegründete Festival Glatt&Verkehrt legte. Dafür holte er den ORF/Radio Ö1 (und damit auch die Kuratoren Wolfgang Schlag und den heutigen künstlerischen Leiter Albert Hosp) sowie die European Broadcast Union (EBU) mit ins Boot: "Das Festival habe ich ins Leben gerufen, um zu zeigen, dass es noch etwas Anderes gibt, als die eigenen vier Wände und die eigene Kultur."

Dabei sollte Glatt&Verkehrt kein mainstreamiges Weltmusikfestival werden (einen Begriff, den Jo Aichinger versuchte zu vermeiden), das Experimentelle, "Verkehrte" war ihm näher als das "Glatte", der Mainstream: "Ich wollte etwas ausrichten, das von den traditionellen Formen von Volksmusik ausgeht und gleichzeitig in den zeitgenössischen und auch in den experimentellen Bereich hineinreicht." (APA, red, 19.7.2021)