Die zuletzt stark gestiegenen Spritpreise waren auch Haupttreiber der Inflation. An den Zapfsäulen zeichnet sich bis auf weiteres keine deutliche Entspannung ab.

Foto: imago

Es war der erste große Konflikt innerhalb der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), seit diese ihre Förderpolitik im Herbst 2016 mit einer Gruppe von Ländern um Russland abzustimmen begonnen hat – und er hätte das Potenzial gehabt, das Bündnis Opec+ zu sprengen. Mit der am Sonntag erzielten Einigung, die Ölhähne schrittweise wieder aufzudrehen, ist der Sprengsatz vom Tisch – vorerst zumindest.

Worum ist es gegangen? Der Streit hat sich angesichts der spürbaren Konjunkturerholung nach der langen Covid-Agonie zuletzt innerhalb der 13 Länder umfassenden Opec entzündet. Saudi-Arabien auf der einen Seite sprach sich wohl in Abstimmung mit Russland, das neun weitere Nicht-Opec-Länder im gemeinsamen Bündnis anführt, für eine schrittweise Erhöhung der Ölproduktion auf Basis bestehender Förderquoten aus; die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die zuletzt viel Geld in die Ausweitung ihrer Produktionsmöglichkeiten gesteckt haben, wollten mehr vom Gesamtkuchen. Nun hat man sich auf einen Kompromiss geeinigt.

400.000 Fass am Tag mehr ab August

Ab August wollen die 23 Opec+-Länder 400.000 Fass am Tag (je 159 Liter) mehr fördern, ab September weitere 400.000 Fass am Tag mehr und das so lange, bis das VorCorona-Niveau wieder erreicht ist. Derzeit liegt man um 4,8 Millionen Fass am Tag darunter. Bis April soll alles so laufen wie bisher, ab Mai 2022 ist den VAE eine neue, höhere Förderquote in Aussicht gestellt worden.

Zu Wochenbeginn haben die Ölpreise, die zuletzt auf ein Sechsjahreshoch gestiegen waren und die Inflation angetrieben haben, nachgegeben. Die für Europa maßgebliche Nordseesorte Brent verbilligte sich um knapp drei Prozent auf 71,58 Dollar, die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete mit 69,77 Dollar um 2,21 Prozent weniger als noch am Freitag.

Hoher Steueranteil in Österreich

An den Zapfsäulen in Österreich werden sich die Autofahrer noch gedulden müssen. Zwar kostete Diesel mit 1,232 Euro je Liter und Super mit 1,305 Euro im Österreichschnitt geringfügig weniger als am Montag vor einer Woche. Der jüngste Beschluss der Opec+ von Sonntag werde wohl erst in ein paar Tagen an den Zapfsäulen in Österreich spürbar sein, und das auch nicht in vollem Umfang, sagte Nikola Junick vom ÖAMTC dem STANDARD. Grund sei der hohe Steueranteil, der bei Diesel 49 Prozent und bei Benzin gar 54 Prozent betrage.

(Günther Strobl, 20.7.2021)