Viele haben nach der Flut alles verloren und müssen in Notunterkünften unterkommen. Die Behörden warnen vor einem erhöhten Infektionsrisiko.

Foto: EPA/FRIEDEMANN VOGEL

Betroffene und Helfer dicht an dicht, Menschen in gemeinsamen Notunterkünften, dazu die relative Sorglosigkeit im Angesicht der anderen, der unmittelbaren Katastrophe: Auch das ist Stoff, aus dem Corona-Albträume gemacht sein können. Immerhin steigen die Infektionszahlen in vielen Ländern Europas, darunter auch in Deutschland, ohnehin gerade wieder rasant an.

In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, jenen Bundesländern also, die von der jüngsten Unwetterkatastrophe besonders stark betroffen sind, befürchten die Regierungsverantwortlichen, dass das Hochwasser nun auch noch eine Flut von Neuinfektionen nach sich ziehen könnte: "Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Bewältigung der Katastrophe nicht zu einem Superspreader-Event wird", sagte etwa David Freichel vom Corona-Kommunikationsstab in Rheinland-Pfalz dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Um gegenzusteuern, bereite das Landesgesundheitsministerium derzeit eine Sonderimpfaktion in den Katastrophengebieten vor.

Zerstörte Arztpraxen

Die Behörden in Nordrhein-Westfalen gehen einen ähnlichen Weg und warnen ebenfalls vor einem gestiegenen Infektionsrisiko überall dort, wo die Menschen nun versuchen, die Flutschäden wenigstens ansatzweise in den Griff zu bekommen. Was die Gefahr betrifft, die von Notunterkünften ausgehe, so könne diese aber mit Tests, Masken und dem Lüften der Räume reduziert werden, hieß es. Das Landesgesundheitsministerium erklärte zudem, in den Notunterkünften sei "vielfach bereits eine medizinische Versorgungsstruktur etabliert".

Auf die leichte Schulter nehmen die Behörden die möglichen Konsequenzen der Katastrophe für die Corona-Bekämpfung aber weiterhin nicht. Die medizinische Infrastruktur nämlich ist zwar an einigen neuralgischen Punkten neu geschaffen worden, war aber zuvor an anderer Stelle zusammengebrochen – etwa dadurch, dass viele Arztpraxen von den Fluten zerstört wurden.

Insgesamt meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Dienstag in Deutschland 1183 neue Positivtests – das sind 83 Prozent oder 537 mehr als am Dienstag vor einer Woche. (Gerald Schubert, 20.7.2021)